Schäferei Humpert           
     Kompetenz in Landschaftspflege

Herdenschutz

Es gibt ein bundesweites Herdenschuzkompetenzzentrum, angesiedelt in Eberswalde am Thünen-Institut. Initiiert von der BLE. Eröffnet von der Bundeslandwirtschaftsministerin.
Wir hoffen, dass im noch leeren Zentrum Kompetenz angesiedelt wird. Dass nicht nur Positionen geschaffen werden, die Sachstände verwalten, sondern dass man z.B:

Forschungsergebnisse von überall her bündelt und bewertet

Initiativen vernetzt

Betroffene = Weidetierhalter genauso mit ins Boot nimmt wie den Naturschutz, die Jäger oder die Wissenschaft

die Wirkung von Herden in Wert setzt und ihren Einsatz und Schutz bestmöglich unterstützen hilft, auch gegenüber der Politik

usw.


Im Bundesumweltministerium zusammen mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium und vermutlich einem Tross von Juristen hat man einem Praxisleitfaden gearbeitet, der helfen soll, das geänderte Naturschutzgesetz bundeseinheitlich umzusetzen. Dieser Leitfaden ist Voraussetzung für mögliche Entnahmen von Wölfen, auch als Pilotprojekt gegenüber der EU-Kommission. Es geht vorzugsweise um Verwaltung, nicht um Anleitung für Praktiker. Das war sehr missverständlich.
Bislang strittige Begriffe und  Zaunvorgaben sind weiterhin nicht geklärt, ebenso wenig wie Unterschiede zwischen den Tierhaltern (dem Wolf ist es egal, ob er ein "erwerbliches" Schaf frisst oder ein rein zum privaten Vergnügen gehaltenes) uvm. Gleichzeitig lässt er sehr viele Auslegungen und Länderentscheide zu, dass die Vereinheitlichung nicht wirklich vermittelt wird. Dies sorgt bei Teilen des Schafsektors für Ablehnung.
Der Leitfaden ist absolut überarbeitungswürdig- die Weidetierhalter bieten Gespräche auf Augenhöhe an, um ihn in einen Praxisbezug zu setzen und damit glaubwürdig zu machen. Bislang scheint dies nicht erwünscht.

Und im gemeinsamen Gespräch an Verbesserung arbeiten.


Hofften wir nicht auf Besseres, hielten wir vermutlich alle keine Schafe ...

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Forderungen der VDL und des BVBS zum Umgang mit dem Wolf Die Schafhalter haben sich intensiv für eine Aufnahme des Problems Wolf in die Koalitionsvereinbarung auf Bundesebene eingesetzt. Es gilt jetzt, diese Vereinbarung auch umzusetzen. Aus Sicht von VDL und BVBS sollten dabei insbesondere folgende Themen berücksichtigt werden:


1. Festlegung von Bestandszahlen für den günstigen Erhaltungszustand der Wolfspopulation
Für den Fall der Überschreitung des festgelegten Erhaltungszustandes sind wirksame Instrumente zur Regulierung vorzusehen, wobei regionale Strukturen berücksichtigt werden sollten. Dabei sind die Vorgaben internationaler, europäischer, bundes- und landesrechtlicher Rechtsvorschriften zu prüfen und der heutigen und künftigen Situation anzupassen. Damit wird die Akzeptanz des Wolfes gefördert und gleichzeitig der Koexistenz Rechnung getragen.


2. Problemwölfe sind unverzüglich auf einer einheitlichen Rechtsgrundlage zu entnehmen
Die Entnahme hat zu erfolgen, wenn ein Wolf oder ein Rudel den vorhandenen Grundschutz überwunden hat. Der Grundschutz ist gegeben, wenn - ein 90 cm hoher, komplett geschlossener Nutzgeflecht- oder Litzenzaun vorhanden ist, dessen Abstand zum Boden höchstens 20 cm ist - bei Litzenzäunen der Abstand zwischen den Litzen nicht höher als 20 cm ist - E-Zäune eine Spannung von mindestens 2000 V, 1 J aufweisen - Maschendrahtzäune mindestens 100 cm hoch sind. Es ist eine Änderung des Bundesjagdschutzgesetzes vorzunehmen, mit der die Jagdausübungsberechtigten mit der Entnahme beauftragt werden. Dabei bleibt die ganzjährige Schonzeit des Wolfes erhalten. In Gebieten, in denen die Errichtung des Grundschutzes nicht in ausreichendem Maße möglich ist, sind Möglichkeiten zur Vergrämung oder Entnahme des Wolfes und die Einrichtung von Weidetierschutzzonen zu prüfen


3. Erstattung der Aufwendungen
Die Rückkehr des Wolfes erfolgt vor allem zu Lasten der Schafhalter. Der Schutz unserer Tiere erfordert einen enormen finanziellen und persönlichen Aufwand. Dieser ist mit Rechtsanspruch vollständig zu erstatten und möglichst bundesweit einheitlich zu regeln. Das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) hat dazu eine aussagekräftige Kostenübersicht erarbeitet. Diese sollte als Grundlage für die Erstattung des Mehraufwandes der Schafhalter genutzt werden.


4. Beweislastumkehr notwendig
Im Falle der Entschädigung von Rissschäden durch den Wolf ist eine Beweislastumkehr gefordert, d. h. es muss nachgewiesen werden, dass der Schaden nicht durch den Wolf verursacht wurde. Es muss genügen, dass eine glaubhafte Vermutung den Wolf als Verursacher nahelegt.


5. De-minimis-Grenze aufheben
Präventions- und Entschädigungszahlungen gehören nicht unter die de-minimisRegelung. Es sind Regelungen anlog zu anderen Beihilfen zu schaffen.


6. Versicherung von Folgeschäden
Die politisch gewollte Rückkehr des Wolfes führt zu unkalkulierbaren rechtlichen Risiken für Betriebe mit Weidetierhaltung. Bisherige Versicherungsregelungen geben keine dauerhafte Sicherheit. Eine entsprechende Änderung des BGB kann Abhilfe schaffen und für mehr Rechtssicherheit sorgen.


7.Tierschutz Hunde-Verordnung
Die Tierschutz-Hunde-Verordnung ist im Interesse des Herdenschutzes dringend zu überarbeiten.


8. Wolfsberater und Rissgutachter
Bei der Auswahl der Wolfsberater und Rissgutachter ist die fachliche Eignung, die kurzfristige Erreichbarkeit sowie ein sachlich orientiertes neutrales Verhalten zu beachten. Die Wolfsberater und Rissgutachter sind jährlich über die aktuelle Weidetierhaltung zu informieren.


9. Kompetenzzentrum Wolf
Es ist ein Kompetenzzentrum für Weidetierhalter zur Lösung und Koordination von Konflikten, die durch den Wolf verursacht werden, einzurichten. Dazu sind die Länder und die betroffenen Verbände einzubeziehen. Die Forschungsergebnisse dieses Zentrums müssen zeitnah und lösungsorientiert übermittelt werden.


10. Die Erstellung eines wissenschaftlichen Gutachtens zu den Auswirkungen der Wolfspoulation auf das Ökosystem in Mitteleuropa. Dabei ist zu berücksichtigen: Dichte der Bevölkerung, bedrohte Wildtiere aller Art und die notwendigen Nahrungsketten, sowie die positiven Auswirkungen der durch Wölfe bedrohten Weidetiere auf das Ökosystem, die Biodiversität im Samen- und Insektenbereich und deren abhängige Fressfeinde(Singvögel und Fledermäuse). Dieses Gutachten ist der Öffentlichkeit uneingeschränkt zur Verfügung zu stellen. Sollte ein Gutachten dieser Art bereits existieren, ist es ebenfalls unverzüglich der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Weidenkätzchen
Weidenkätzchen


Derzeit entsteht seitens des Kuratoriums für Bauwesen und Technik in der Landwirtschaft (KTBL) eine neue Studie zu den "Kosten des Herdenschutzes". Sie orientiert sich an den Referenzmodellen der Studie zur "Wirtschaftlichkeit in der Landschaftspflege mit Schafen", die nicht im Detail und unter Berücksichtigung aller ortsspezifischen Probleme, aber doch in guten, nach Regionen spezifizierten Berechnungen den Aufwand wiedergibt und in der ein oder anderen Diskussion schon ein erfolgreicher Verweis auf objektive Datensammlungen ermöglicht hat- und auch gerechtere Bezahlung, Ziel des Ganzen. Denn bislang ist der Arbeitsaufwand der Betriebe zum Herdenschutz nicht in den Managementplänen der Bundesländer erfasst, macht aber das Gros der Kosten aus ...

Zu den Kosten des Herdenschutzes hat KTBL (das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) eine Studie erstellt, die sehr eindeutig zeigt, dass man nicht mal eben Weidetiere gegen Wölfe schützt-
und dass die erforderliche Menge an Zeit und/oder Geld in den Betrieben nicht vorhanden ist, erschließt sih aus dem Vorgängerwerk "Schafe in der Landschaftspflege".


Pflichtlektüre für alle, die Verantwortung für Landschaften tragen, seien es Deiche oder Biotope, Touristenattraktionen oder "nur" landwirtchaftliche Flächen verschiedenster Art-
für jene, die glauben, mit 80 % der Materialkosten seien Herden zu sichern-
für die, die denken, ein Schäfer(all)tag hat mehr als 24 Stunden-
für jene, die ihre berechtigten Forderungen auf Gleichbehandlung mit objektiven Daten belegen müssen-
hier findet jeder Leser das neue Werk:
https://www.ktbl.de/inhalte/themen/tierhaltung/tierart/weitere/kleine-wiederkaeuer/herdenschutzmassnahmen0/
Möge es gelesen und verstanden werden-
und umgesetzt, solange es noch Weidetiere gibt
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Am 31.August wurde ein Eckpunktepapier veröffentlicht, das unter dem Stichwort "Vielfalt behüten" Einsichten und Forderungen bündelt- zu finden unter:

https://www.nabu.de/news/2017/08/23023.html 


Berichterstattung hierzu unter:

http://mediathek.rbb-online.de/tv/Brandenburg-aktuell/Die-Sch%C3%A4fer-und-der-Wolf/rbb-Fernsehen/Video?bcastId=3822126&documentId=45585932 

http://www.ardmediathek.de/tv/Tagesschau/tagesschau-17-00-Uhr/Das-Erste/Video?bcastId=4326&documentId=45580024 ab Minute 9:10

Prompt kam die Gegenreaktion derer, die im Vorfeld aus verschiedenen Gründen nicht beteiligt waren oder ausgestiegen sind

http://www.bauernverband.de/naturschuetzer-opfern-weidetierhaltung 


und natürlich auch jener Gruppen, deren eine sich früher der Information über Schafhaltung verschrieben hatte, heute mehr der Ausrottung des Wolfes dient, und vieler weiterer, die keine Chancen für eine Gleichzeitigkeit von Wolf und Weidetierhaltung sehen-
hier ein Link zu einem Aktionsbündnis, das viele Forderungen vorträgt, die alle teilen, aber auch fordert, dass Wölfe auf bestimmte Regionen beschränkt werden (die armen Weidetierhalter dort), alle anderen ausgemerzt

http://aktives-wolfsmanagement.de/ 


Aktives Wolfsmanagement hätten wir alle gern- ob das in Bewaffnung der Bürger enden sollte, erscheint angesichts vieler Bürger eher nicht anzuraten- das ewige Fortkommen in allerkleinsten Schrittchen und Warten- Müssen, ob jemand versteht und/oder hilft, ist schlimm- schlimmer noch, wenn man seine Tiere gerissen vorfindet, tot oder verletzt, qualvoll leidend.


Die Wolfsbewunderer vermuten Gesundheitspolizei und Beweis für heile, wilde Natur. Die Wolfsgegner "brauchen ihn nicht". Man kann diskutieren, wer aus welcher Gruppe in der Stadt wohnt oder Nutztiere hält, wer berechtigte Angst hat und wer rosarote Brille trägt, wer Panik macht und wer kleinredet. Das ist letztendlich egal.


Der Wolf spaltet.


Sicher ist das veröffentlichte Verbände-Papier nicht der Weisheit letzter Schluss-
sicher sind viele Formulierungen für die Schafhaltung erst einmal Grund um Schlucken.
Klar kommt der Vorwurf auf, nun habe man sich von "der Wolfslobby" einlullen lassen.
Klar ist auch- außer Versprechungen ist bislang wenig gekommen, egal von wem.
Die jahrelang gebetsmühlenartig vorgebrachten Fakten, warum die gesamte Gesellschaft Weidetierhaltung braucht, Biodiversität, Klimaschutz, genetische Ressourcen, nachhaltige Nahrungsmittelproduktion- wen kümmert es wirklich?
Der Eindruck, dass Schutz recht einseitig nur dem Wolf zugestanden wird, hat sich genauso verfestigt wie die Vorstellung, Sicherheit für Weidetiere sei nur durch Ausrottung aller Wölfe erreichbar. Dem wird der Artenschutzgedanke zu Recht (wenn auch manchmal sehr selektiv betrachtet) entgegengehalten, und die aktuelle Gesetzeslage. Letztere ist unumgänglich, aber unter Berücksichtigung oben genannter Faktenlage nicht unveränderlich. Erkenntnisse brauchen Zeit, Veränderungen auch.
Zeit, die die Weidetierhalter nicht haben. Schließlich ist der Wolf schon seit 2000 in Deutschland, und man konnte sich durchaus vorstellen, dass es auch zu Problemen kommen könnte- ein Blick über die Grenzen hätte genügt. Mahnende Stimmen wurden nicht gehört. Jetzt gibt es eine Task Force der Staatssekretäre, zu Bestandszahlen und Problemwölfen, die den Umgang mit dem Wolf in anderen EU-Ländern erfragen...
Zahlen kursieren viele- über Wölfe, über Risse, über Übergriffe gegen Menschen. Der eine erstellt ein Gutachten, der andere eines dagegen- teils aus denselben Daten. Was man wem glauben soll, wird dadurch nicht klarer.
Nur: wem hilft es, wenn jeder in seinem Grabenstück vor sich hin buddelt, einer links, einer rechts?
Die Weidetierhaltung hat viele Freunde, wenn es um schöne Bilder geht, um Tourismus und regionale Vermarktungsversprechen. Auch als Alibifunktion in weniger akzeptierten Produktionsbereichen. Und als vielzitierter Garant von Biodiversiät.
Der ein oder andere hat auch schon mal was von Deichschutz gehört- wird Schafe aber nur dann wirklich damit in Verbindung bringen, wenn er hinter dem Deich auf trockene Füße angewiesen ist. Artenvielfalt kann man gut im Munde führen, wenn man den Löwenzahn im überdüngten, verdichteten Boden schon für Blütenpracht hält. Und natürlich wollen alle regional einkaufen und artgerecht erzeugtes Fleisch- woher die Produkte stammen, fragen wir lieber nicht genauer nach-
denn: würde das Ergebnis von Statistiken und Willensbekundungen in Gesellschaft und Politik umgesetzt, bräuchte kein extensiver Weidetierhalter um sein Einkommen zu bangen, müsste kein Schäfer um Almosen für Herdenschutzmaßnahmen betteln. Die Rinder, die noch draußen laufen dürfen, haben ebenfalls Grenzen der Finanzierbarkeit möglicher Schutzmaßnahmen: das einzelne Rind hat einerseits mehr Kraft, auszubrechen, andererseits einen höheren Einzelwert als ein Schaf. Bei diesen macht es dann die Masse- sich in einer Ecke stapelnde Schafe bringen jeden Zaun zu Fall. Tiere auf Verkehrswegen unter Gefährdung Dritter ist ein Horror für alle.
Solange man nicht betroffen ist, sieht die Welt anders aus. Wenn die ersten Wölfe auftauchen, sind die Emotionen plötzlich hoch, Informationen der Vergangenheit vergessen. Nach einem Übergriff ist es eigentlich zu spät, Schutzmaßnahmen anzuwenden- unverständlich bleibt , wenn mehrfache Übergriffe auf dann noch immer ungeschützte Tiere stattfinden.
Wir sind ohnehin verantwortlich, unsere Tiere zu schützen - bei Anwesenheit von Wölfen dringendst gehalten, unsere Hausaufgaben zu machen. Das Argument, dass diverse Wölfe Schutzmaßnahmen überwinden, zählt nicht als Begründung, es gar nicht erst zu probieren- vor allem, wenn erst Jungwölfe auf Reviersuche durchziehen, die man erziehen sollte, sich nicht an Nutztieren zu vergreifen.
Tun sie es doch, auch an geschützten, gehören sie weg. Nutztierspezialisten dürfen legal entnommen werden- allerdings werden tausend Gründe angeführt, es dann doch nicht zu tun. Sind ja nur Tiere- genau. Weide-Tiere, denen der gleiche Tierschutz zusteht wie dem Wolf.  Hier muss umgehend umgesetzt werden-
danach kann man über Regulierungen nach Erreichen des Guten Erhaltungszustandes diskutieren.
Es kursieren wilde Vorstellungen in der Öffentlichkeit:
der Schäfer könne rund um die Uhr bei seinen Schafen wachen- erhalte genug Lohn für eigentlich doch wenig Arbeit- bekomme reichlich Entschädigung für gerissene Tiere. Die er ohnehin nicht liebt, da ein Teil davon ja ohnehin gegessen wird. Wölfe seien eben unternehmerisches Risiko, uvm.  Die Kenntnis über landwirtschaftliche Vorgänge ist generell gering, bei der ach so gewünschten extensiven Weidetierhaltung ist es eher noch schlimmer. Da können und müssen wir informieren. Damit nicht nur wir Betroffenen wissen, wieso wir alle Weidetierhaltung wirklich brauchen. Und da beißt sich dann die Katze, der Wolf oder wer immer in den Schwanz:
um diese Informationen zu vermitteln, um angemessene Forderungen vernünftig durchsetzen zu können, braucht es Verbündete. Die man  nicht in alle Punkten unterstützen, aber mit denen man reden muss. Egal, ob man dann zu unterschriftsfähigen Papieren kommt- oder ob man "nur" konstruktiv arbeitet und so endlich erreicht, was einzelne mit noch so richtigen Argumenten nicht geschafft haben.
Wenn sich noch weitere Aufspaltungen ergeben, entsteht Sprachlosigkeit- da brauchen wir gar keinen echten Wolf, um die Weidetierhaltung zu zerlegen. Gleich auf welcher Linie, ist dies ist für keine Seite befriedigend.
Daher der dringende Apell: redet miteinander. Versucht, gemeinsame Lösungen zu finden. Versucht, viel zu langsam laufende Apparate zu beschleunigen, damit keine weiteren Schäden entstehen.
Und bekommt das Ganze in den Blick- der Wolf ist eines unserer direkt sichtbaren Probleme, ein einziges.
Der beschworene Untergang der Weidetierhaltung wird nun in diesem Tier manifestiert,
während wir vergessen, dass wir gerechte Bezahlung von Leistungen und Waren, Verteilung des Risiken bei Verträgen, Möglichkeiten zur Beweidung von Flächen zu bezahlbaren Preisen brauchen- und Nachwuchs bei Züchtern und Schäfern, zur Pflege der vielen Flächen, die in einem günstigen Erhaltungszustand bewahrt werden müssen (da war doch was..?...), zur Bewahrung wunderbarer Landschaften und wunderbarer Schafrassen. Während wir um des Wolfes Bart diskutieren, werden Abschlüsse gemacht, die mit Grünland oder extensiven Weidetieren nichts zu tun haben. Während wir uns um einen Markt für unsere Tiere bemühen müssten, einheimische Ware zu fairen Preisen - oder um Auflagen, mit denen Züchter leben und auch exportieren können- oder um Verträge, die auch Schafen zugute kommen...machen wir Rechenspiele, ab wann Wölfe bejagt werden könnten.
Dass wir zu viel arbeiten müssen, um Zeit/Geld für echte Interessenvertretung zu haben-
dass alle Sympathien haben für die süßen Schäfchen, solange daraus keine Forderung für das wirtschaftliche Überleben-Dürfen ihrer Besitzer abgeleitet wird-
dass Schafhaltung zu wenig abwirft, um genug Nachfolger heranzuziehen...darüber müssen wir auch reden. Und auch über den Wolf, der zu allen Problemen hinzu kommt.
Wenn wir miteinander reden, werden wir nicht überall einig werden- aber uns auf einem gemeinsamen Weg in eine hoffentlich richtige Richtung entwicken, vielleicht Lösungen für bisher unbefriedigende Ansätze finden, aus anderem, vielleicht auch naiven Blickwinkel heraus. Vielleicht auch feststellen, dass man in manchen Punkten keinen kleinsten gemeinsamen Nenner findet- oder dass man mit jemand doch nicht reden kann. Doch dafür sollte es zunächst ernsthaft versucht werden.

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Kurzgefasst für weniger landwirtschaftlich Interessierte

https://www.youtube.com/watch?v=4Kh0xH0CsPI&feature=share 

http://www.sueddeutsche.de/panorama/interview-am-morgen-tierschutz-wenn-ein-wolf-einen-zaun-ueberwunden-hat-wird-er-zumboesen-wolf-1.3965315 


Update zum Petitionsaufruf, der leider die erforderlichen 50000 Zeichner nicht erreichte:


es gibt überall Bestrebungen, Herdenschutz in all seinen Facetten überhaupt erst zu ermöglichen- viele Gespräche seitens der VDL auf Bundesebene tragen wie die Aktivitäten von Frau Dr. Tackmann oder eben diese Petition dazu bei, das Thema präsenter zu machen. Ein guter Beitrag hierzu im Wolfsmonitor, der zumindest zeigt, dass die Forderungen angekommen sind. (Nach einer Stunde Vortrag seitens des Tierzuchtreferates des BMEL bin ich allerdings nicht mehr so sicher, dass angekommen etwas anderes bedeutet als "gehört, versprochen, weiterzutransportieren und dann in der Ablage vergessen...").
Die Hoffnung stirbt zuletzt

http://wolfsmonitor.de/?p=9350 

Hier der Text zum Petitionsaufruf eines sehr aktiven Kollegen, der vielen aus der Seele spricht. Es hat schon viele Gespräche auf Landes- wie Bundesebene gegeben, internationalen Austausch und Fachvorträge, viele Wissenschaftler und Veterinäre sind im Bereich Herdenschutz auf Seiten der Schafhaltung- allein, es passiert (so gut oder schlecht wie) nichts. An vielen Ecken wird gebohrt, doch angeblich weiß man im zuständigen BMEL von Seiten der Bundesländer nichts über die Probleme und wird ergo nicht tätig. Ein möglicher Weg, hier Bewegung hineinzubringen, ist der nachfolgende...wichtig, dass viele Menschen diese Petition unterzeichnen.


Mein Name ist Sven de Vries. Ich betreue zur Zeit 650 Mutterschafe am Südostrand der schwäbischen Alb und verfolge berufsbedingt schon lange die Diskussionen rund um und das Vordringen der Wölfe in Deutschland. Ich versuche zur Zeit mit einer an den Bundestag gerichteten Petition eine Änderung der Tierschutzhundeverordnung (TierSchutzHuV) voranzutreiben, die es uns bisher vielerorts unmöglich macht, Herdenschutzhunde zum Schutz unserer Schafe einzusetzen, ohne eine Ordnungswidrigkeit zu begehen.


Grundsätzlich bin ich dem Thema Wolf eher neutral gegenüber eingestellt, aber sein Vordringen und die zahlreichen Berichte über gerissene Schafe, haben in mir auch die Angst genährt, meine Schafe könnten eines Tages auch davon betroffen sein.
Ich bin mit meinen Schafen auf der Wanderung und sperre sie bald jede Nacht an einem anderem Ort in mobilen Elektrozäunen ein. Zwar gibt es viele Versuche, allein mit mobilen Zäunen eine relativ sichere Umzäunung zu erreichen, aber im Allgemeinen ist man sich einig, dass die Kombination von Herdenschutzhunden mit den Zäunen die sicherste Methode ist.


Es liegt in meiner ureigensten Verantwortung, die Schafe, die bei uns bleiben können und nicht geschlachtet werden, zu schützen und sie vor Unheil und Krankheit zu bewahren. Eine Herde vertraut ihrem Schäfer, folgt ihm auch durch schwieriges Gelände, durch den Straßenverkehr und akzeptiert mich als Teil der Herde.


Dieser Verantwortung und diesem Anspruch möchte ich nachkommen und bin in Sorge, das auch leisten zu können. Während Wildtiere vor dem Wolf fliehen oder sich verstecken können, präsentiere ich mit meinem Pferch eine hübsch zusammengestellte Herde, mehr oder minder schutzlos.


Dabei geht es nicht allein um eventuell gerissene Schafe, sondern auch darum, dass Schafe sehr empfindsame und ängstliche Tiere sind. Ein Übergriff ängstigt eine Herde oft über Monate und ich habe weder die Kraft, noch das nötige Personal, mich auch noch nachts zu den Schafen zu stellen, um sie vor Angriffen zu schützen oder eine stark verängstigte und misstrauische Herde durch die Unwegbarkeiten unserer heutigen Kulturlandschaften zu führen.


Herdenschutzhunde können die Aufgabe des Schutzes meiner Schafe übernehmen und eben genau für diese Aufgabe werden sie auch seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden gezüchtet.


Die Tierschutzhundeverordnung schreibt eine Hundehütte vor und verbietet eine elektrifizierte Umzäunung. Ohne Strom bietet der Zaun aber keinen Schutz vor dem Ausbruch meiner Schafe mehr und hindert den Wolf auch nicht länger am Überspringen.


Als Wanderschäfer täglich 3-4 genügend große Hundehütten mitzuführen und sie auch in schwierigem Gelände aufzustellen, halte ich einfach praktisch für unmöglich. Zudem zeigen Erfahrungen aus der Schweiz, dass Herdenschutzhunde diese Hütten zur besseren Übersicht gar nicht nutzen.


Es sollte aus meiner Sicht in jedem Fall möglich sein, geschulten Schäfern Herdenschutzhunde an die Hand zu geben, um ihre Herden zu schützen.


Die entstandene Diskussion kann ich nicht so recht verstehen und in fast allen Argumentationen fehlen mir auch völlig die Bedürfnisse unserer Schafe und die Verhältnismäßigkeiten.
Durch unsere Schafe erhalten wir auch den bevorzugten Lebensraum der Wölfe, wir schaffen und erhalten kleinere und größere Naturparadiese und wenn wir den Wolf in diesen Gegenden akzeptieren sollen, muss man uns auch erlauben, unsere Herden zu schützen.
Angemessen zu schützen. So zu schützen, dass wir und unsere Schafe nachts auch schlafen können und nicht ständig einen Angriff befürchten müssen.


Bald 100.000 Menschen waren bereit, sich für Wolf Pumpak einzusetzen und ich finde, der Schutz unserer Schafe sollte den vielen Befürwortern der Wölfe in Deutschland ebenso eine Unterschrift wert sein.


Wir brauchen jetzt auch eure Unterstützung und keine weiteren Grabenkämpfe, die am Ende weder der einen noch der anderen Seite weiterhelfen.


Besten Dank!

Sven de Vries


(weitere Informationen zur Petition: http://www.hshpetition.de/  und ein Direktlink zur Bundestags-Petition!)

und von der "Wolfsfront" ein weiterer Appell unter

http://www.elli-radinger.de/petition-tierschutz-vesus-herdenschutz/


Es ist schade, dass in der Breite der politischen Landschaft die berechtigten Anliegen der Schafhaltung so wenig Beachtung finden, wo doch jeder ihre Leistung haben möchte. Um so schöner, dass schon seit Jahren jemand diese Interessen immer wieder anspricht, argumentiert und hartnäckig nachfragt:

https://pritzwalk.wordpress.com/2017/05/24/kirsten-tackmann-arbeitsverweigerung-der-bundesregierung-beim-herd 

ob mit einem anderen Parteibuch diese Bemühungen schon erfolgreicher gewesen wären- ein Schelm, wer Böses dabei denkt...

http://www.kirstentackmann.de/bundesagrarministerium-muss-verantwortung-fuer-bundeseinheitliche-regelungen-zum-herd

Die Jahreshauptversammlung der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter
Haustierrassen (GEH) beschließt am 18. Februar 2017:


Alte Haustierrassen in Deutschland erhalten trotz der großen Beutegreifer
I. Die Zuwanderung und Ausbreitung großer Beutegreifer in Deutschland sind in der
Diskussion. Insbesondere verläuft die Ausbreitung von Wölfen in großer Dynamik mit
Zuwächsen von jährlich 30 %. Bereits in sechs deutschen Ländern sind Wolfsrudel
heimisch. Ganz Deutschland gilt als Wolfserwartungsland.
Die bisherigen Formen der Weidewirtschaft insbesondere mit Schafen und Ziegen sind
in den Wolfsgebieten mit hohen Risiken für Tierverluste und weitere Schäden durch
Wölfe verbunden.
Die Länder fördern die Wolfsabwehr mit Zuschüssen zu den Materialkosten für den
Bau von Elektrozäunen und für den Erwerb von Herdenschutzhunden. Die Länder
ersetzen in bestimmten Fällen durch Wolfsrisse entstandene Schäden. Diese Förder
und Entschädigungsregeln sind ein Flickenteppich mit vielen Lücken. Dies spüren
insbesondere die Erhalter alter Haustierrassen. Die Lücken bei Förderung und
Entschädigung gefährden die biologische Vielfalt bei den landwirtschaftlichen
Nutztierrassen.
Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) fordert:
1. Für Deutschland müssen Bund und Länder ein Konzept zur Lösung des
Spannungsfeldes Weidetierhaltung und Wolfsausbreitung vorlegen, d. h. wie der Erhalt
der biologischen Vielfalt bei den landwirtschaftlichen Nutztieren (Agrobiodiversität) bei
steigender Zahl von großen Beutegreifern gesichert werden kann. Dies schließt die
Antwort auf die Frage ein, wie die extensive Weidetierhaltung in Deutschland als
nachhaltige und zukunftsweisende Form der Landwirtschaft auch in ihrer Bedeutung
für den Schutz wildwachsender und wildlebender Arten in Flora und Fauna sowie für
den Umweltschutz trotz der Ausbreitung von Wölfen erhalten werden kann – in für die
Betreiber wirtschaftlich tragbarer Weise.
Für die Nutztierrisse verursachenden Wölfemuss über die Managementpläne eine Lösung hinsichtlich Vergrämung und Entahme gefunden werden.
2. Die Länder müssen ein Konzept zur Förderung der Beweidung von Natur-,
einschließlich Naturschutz- und FFH-Flächen sowie zum Schutz vor Wolfsrissen und
der Entschädigung bei Wolfsrissen entwickeln. Diese Förderung muss für die Tierhalter
finanziell auskömmlich sein. Die bisherige Förderung und die neuen Wolfshilfen reichen nicht aus.
3. Bei den Regelungen der Länder für Zuschüsse zur Prävention und bei den
Entschädigungen im Schadensfall muss es eine besondere Förderung für Erhalter
(Herdbuchzüchter) alter Haustierrassen - auch für sog. Hobbyhalter und Halter ohne
Landwirteprivileg - geben, und zwar insbesondere durch
3.1. höhere Förderquoten bei Sicherungsmaßnahmen wie Zaunbau,
3.2. Genehmigung und Bezuschussung von beutegreifersicheren „Möglichkeiten zum
Unterstellen“ von Tieren (§ 3 Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung) einschließlich
Schaffung entsprechender Rechtsgrundlagen,
3.3. Ersatz des vollen Wertes von Herdbuchtieren,
3.4. Ersatz auch für Schäden in Bereichen, in denen auf Grund der örtlichen
Verhältnisse eine den Anforderungen des jeweiligen Landes entsprechende Sicherung
nicht möglich ist (wie bei Entwässerungsgräben in der norddeutschen Tiefebene, an
Deichen, bei Hanglagen wie steilen Trockenrasen, in Almgebieten),
3.5. Schnelle Abwicklung im Schadensfall.


Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände e. V. (VDL)
Pressemitteilung
26.01.2017
Schafhalter fordern Hilfe gegen den Wolf
Bund muss sich endlich bewegen
Als wenig hilfreich bezeichnet der Vorsitzende der Vereinigung Deutscher
Landesschafzuchtverbände (VDL), Jürgen Lückhoff, das Verhalten der Bundesregierung beim
Umgang mit der Rückkehr des Wolfes. Während der Bundeslandwirtschaftsminister die
Verantwortung bei den Ländern sehe, beschränke sich die Bundesumweltministerin auf das
Zählen der Wölfe. Die VDL, so Jürgen Lückhoff, als Dachverband der Landesschafzucht- und
halterverbände beobachtet die aktuelle Entwicklung beim Herdenschutz mit großer Sorge
und mahnt zum Handeln.
„Nach mehr als 100 Jahren Weidewirtschaft ohne diesen großen Beutegreifer ist die
Rückkehr des Wolfes eine erhebliche Belastung für die Schafhalter, die Probleme, Ängste,
Arbeit und Kosten mit sich bringt. Wir brauchen dringend eine klare Aussage zu einer
Obergrenze für Deutschland und davon abhängig Instrumente zur Regulierung für den Fall
der Überschreitung des festgelegten Erhaltungszustandes. Dabei sind die Vorgaben
internationaler, europäischer, bundes- und landesrechtlicher Rechtsvorschriften zu prüfen
und gegebenenfalls anzupassen,“ so der VDL-Vorsitzende.
Die Zahl der Wölfe in Deutschland entwickelte sich in den Monitoring-Jahren wie folgt:
2009/2010 7 Rudel, 2 territoriale Paare, 5 sesshafte Einzeltiere
2013/2014 25 Rudel, 8 territoriale Paare, 3 sesshafte Einzeltiere
2015/2016 46 Rudel, 15 territoriale Paare, 4 sesshafte Einzeltiere.
2002 gab es 33 Übergriffe von Wölfen auf Schafe, 2015 waren es bereits über 600 Übergriffe
auf Schafe und Ziegen.
Die Umweltminister der Länder hätten zwar im Dezember 2016 einen Beschluss in die
richtige Richtung gefasst und fordern vom Bund „weitere populationsbezogene
Betrachtungen zum Erhaltungszustand der Art Wolf vorzunehmen.“ Ergebnisse sollen bis
Ende 2017 vorgelegt werden. Die VDL kritisiert dieses Tempo angesichts der schnell
wachsenden Wolfspopulation als viel zu langsam.
In einigen Bundesländern gebe es durchaus gute Ansätze. Aber es könne nicht angehen,
dass es zum Beispiel nur Unterstützung für Herdenschafhalter gibt, die kleineren Züchter, die
einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung von Genreserven leisten und den Herdenschafhaltern
oft das erforderliche Zuchtmaterial zur Verfügung stellen, aber davon ausgeschlossen sind.
Lückhoff: „Wir wollen Tierschutz für unsere Schafe. Der damit verbundene Aufwand ist für
viele Schafhalter sowohl von den Kosten als auch von der zusätzlichen Arbeitsanforderung
kaum zu leisten. Die Schäfer wirtschaften seit Jahren an der untersten Einkommensgrenze in
der Landwirtschaft. Es gibt bereits ernstzunehmende Ankündigungen von Schafhaltern, bei
weiteren Übergriffen die Schafhaltung einzustellen.“
Autor: Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände e.V./
Bundesverband Deutscher Ziegenzüchter e.V.
Adresse: Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin
Telefon: 030 319 04 540
Fax: 030 319 04 549
E-Mail: info@schafe-sind-toll.com / info@ziegen-sind-toll.com
Website:  www.schafe-sind-toll.com www.ziegen-sind-toll.com

 

https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=z27nF1ne8ZPk.k12IG2_-R5AM


Infokarte für Nutztierhalter:
Standorte von
>Wölfen
>Herdenschutzhunden
>Luchs-/Wolfsberatern

 


Rheinland-Pfalz hat -ganz ohne Wolf- einen Managementplan erstellt

http://www.t-online.de/regionales/id_72850124/rueckkehr-des-wolfs-erwartet-hoefken-stellt-managementplan-vor.html


In Niedersachsen ist am 26.11 2014 endlich die "Richtlinie über die Gewährung von Billigkeitsleistungen und Zuwendungen zur Minderung von durch den Wolf verursachten wirtschaftlichen Belastungen in Niedersachsen" (kurz: Richtlinie Wolf oder RL Wolf) mit der Förderung von Herdenschutzmaßnahmen beschlossen worden

http://www.umwelt.niedersachsen.de/themen/natur_landschaft/artenvielfalt/wolf-in-niedersachsen-92113.html 


Vor dem Hintergrund, dass im Kreis Diepholz an der nördlichen "Landesgrenze" zu NRW in den vergangenen drei Wochen über zwanzig Schafe gerissen wurden, die höchstwahrscheinlich alle dem Wolf zuzuordnen sind, wird es in NRW ebenfalls endlich Zeit-

der Schafzuchtverband NRW fordert seit Jahren

> 100% ige Förderung der über normale Weidetiereinzäunung hinusgehenden Präventionskosten (inklusive Arbeitsaufwand), damit es möglichst gar nicht erst zu toten  Tieren kommt:
>>>Zäune, die nun nicht nur die Schafe davon abhalten müssen, auszubrechen und Dritte in Gefahr zu bringen,  sondern den Wolf davon abhalten, sich auf Schafe als leicht erreichbares Futter zu spezialisieren
>>>Herdenschutzhunde, tunlichst nicht nur als Übernahme von Anschaffungs- sondern möglichst auch mit Beitrag zu den Unterhaltskosten
>>>>weitere erfolgversprechende Ideen sind gefragt

> Ausgleich der kompletten mit einem Übergriff in Zusammenhang stehenden Folgekosten zusätzlich zur Entschädigung gerissener Tiere wie
>>>>Tierarztkosten und eigenen Arbeitsaufwand für verletzte Tiere, Totgeburten infolge des Angriffs, Wiederherstellung von Zäunen, Folgeschäden für und durch gehetzte, u.U.ausgebrochene Tiere, usw.

Wenn ein Wolf als Verursacher wahrscheinlich ist, muss dies für einen Anspruch genügen.

! Es geht hier nicht darum, ohnehin notwendige Arbeiten in den Betrieben künstlich zu fördern- es geht darum, der Schafhaltung auch in Zukunft zu ermöglichen, trotz vorhandener Beutegreifer ihre erfolgreiche Arbeit für die Biodiversität fortzuführen - ohne Schafbeweidung erfahren wir einen ungeheuerlichen Verlust an Artenvielfalt, den echte Artenschützer nicht akzeptieren können.

Es ist an der Zeit, Artenschutz als etwas Umfassendes zu erkennen, das nicht einseitig bearbeitet werden kann. Das dürfte auf Bundesebene bedeuten, dass sich nicht nur das Umwelt-, sondern auch das Landwirtschaftsministerium mit dem Thema befasste...
Das muss auf jeder Ebene bedeuten, dass alle Seiten von Biodiversität mit gleicher Wertigkeit behandelt werden - und der landwirtschaftliche Nutztierhalter, der dazu einen Beitrag leistet, eine betriebswirtschaftliche Zukunft hat.
Dies geht nur, wenn alle befassten Bereiche sachlich, transparent und verantwortungsbewusst zusammenarbeiten...!

in Niedersachsen verdoppelt man die Zahl der Wolfsberater...

http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Zahl-der-Wolfsberater-wird-mehr-als-verdoppelt,wolf1118.html

und streitet augenblicklich immens um das Thema, weil sich der Wolf nicht an die vorgegebenen Entschädigungs-Kulissen hält (hat das jemand ernsthaft angenommen?) und weil zu wenig nach Fakten sortiert, sondern eher um Emotionen gerungen wird:


http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Der-Wolf-bleibt-ein-Reizthema,hallonds25826.html 

http://www.umwelt.niedersachsen.de/aktuelles/pressemitteilungen/antwort-auf-die-muendliche-anfrage 

(unter diesem Anfang recht interessante Einzelpunkte)


In Schleswig Holstein geht es so:

http://www.kn-online.de/Schleswig-Holstein/Aus-dem-Land/Verhaltensauffaelliges-Tier-Wolf-darf-getoetet-werden

und entsprechend andersherum so:

http://www.kn-online.de/Schleswig-Holstein/Aus-dem-Land/Buerger-fordern-Wolf-darf-nicht-geschossen-werden

Hessen hat soeben einen Wolfsmanagementplan herausgegeben

https://umweltministerium.hessen.de/sites/default/files/media/hmuelv/wolfsmanagementfuerhessen.pdf

und NRW leistet sich z.B. noch immer die Aussage des Presssprechers des LANUV (Arena, WDR 2), man wolle die Gemüter der Nutztierhalter beruhigen und verspreche deswegen Aktivitäten, aber es sei ja schließlich gar kein Wolf da-


Der Abschuss von Wölfen ist nicht unbedingt eine Lösung

http://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Woelfe_toeten_raecht_sich1771015589706.html

Durch das Herausschießen der Tiere mit wichtigen Positionen im Rudel wird die Gruppe so durcheinandergeworfen, dass das Restrudel noch intensiver leicht erreichbare Beute jagt. Diese Zusammenhänge kennen wir auch in den Weidetierherden, wenn Leittiere fehlen.


Diverse Links zu den Untersuchungen in Amerika, auf die sich obiger Artikel u.a. bezieht:
http://phys.org/news/2014-12-lethal-wolves-backfires-livestock.html#jCp 

http://news.nationalgeographic.com/news/2014/12/141203-wolves-hunting-livestock-ranchers-endangered-species-environment/

http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0113505

http://furbearerdefenders.com/blog/killing-wolves-increases-livestock-depredation-study-concludes

inzwischen gibt es ja einen Wolfmanagementplan in NRW, seit 11.4.2016(unter www.wolf-nrw.de ) und den Entwurf einer Förderrichtlinie, die die Belange der Nutztierhalter bis dato nicht annähernd angemessen berücksichtigt und seit einigen Monaten in der Warteschleife hängt- die Verbände haben Stellung genommen, an denen liegt es auch jetzt nicht....

Geändert hat sich genau betrachtet in Sachen der Weidetierhaltung nichts gegenüber dem Jahresanfang, wo es noch so hieß:

Guten Morgen in den Landtag mit einem Zeitungsartikel, der sicher keine Regierungserklärung darstellt, dennoch wieder einmal deutlich wiedergibt, was wir Weidetierhalter an Vertröstungen und Beschwichtigung erfahren-

was gibt diversen Verwaltern eigentlich das Recht, sich so lapidar über berechtigte Ängste und Forderungen hinwegzusetzen? Aus den Richtlinien im März 2015 wird mit Zwischenzielen (April, Sommer, September, Herbst) flugs Januar 2016 - wer´s glaubt - und die beteiligten Verbände, die brav termingerecht zugearbeitet haben, sind wieder einmal nicht informiert,.. Laut meckern allerdings tun nur die Schafhalter...

Gerissene Schafe werden - nicht nur im Artikel - zu bloßen DNA-Spuren im Kreis Minden-Lübbecke (mit natürlich nicht erfolgten Entschädigungen für das, was über den reinen Tierwert hinausgeht)-  dafür holen wir wieder das Märchen vom Waldpolizisten vor, das genausowenig stimmt wie das vom Rotkäppchen.

Die konkreten Vorschläge in der Anfrage des SZV an das Ministerium wegen Förderung aktiven Herdenschutzes vom Februar 2015 wurden gelobt- und nicht weiter bearbeitet.

Der Aussage der entsprechenden Abteilung des LANUV, konkrete Strukturen darstellen zu wollen, wird zumindest folgerichtig nichts veröffentlicht: es ist nichts da.

Es wäre an der Zeit, das Aussitzen-Wollen zu beenden - ich bin nach beobachteten sieben Jahren aktiven Nach-Außen-Tuns in Sachen Wolf allmählich nicht mehr ansatzweise überzeugt, dass sich irgendetwas pro Nutztierhalter ergeben wird. Trotz deren positiver Grundeinstellung gegenüber allen Arten - und trotz kooperativer Vorschläge seitens der extrem gebeutelten Schafhaltung ebenfalls schon seit sieben Jahren.

Der bereits angelaufenen Maßnahmen würde ich mich nicht rühmen wollen - sie dienen der (wichtigen) Wolfsdokumentation und dem Makeup, nicht aber dem Schutz landwirtschaftlicher Tiere, die wunschgemäß artgerecht draußen Grünland beweiden, Hochwasserschutz und Artenvielfalt sichern und regionale, hochwertige Lebensmittel erzeugen.

Ich möchte den Landtag mit all seinen Fraktionen darauf aufmerksam machen, dass Sätze wie in diesem Artikel (oder in anderen öffentlichen Darstellungen, auch Radiosendungen zum Thema...) nicht zum Landtagsbeschluss vom  4.Juni 2014 passen, in dem man sich vorbildlich für  Erhalt und Förderung der Schafhaltung ausgesprochen hat.

Hätte die Schafhaltung Geld: wir setzten die wandernden Herden mit reichlich Personalaufwand um, errichteten optisch ansprechende Hochsicherheitstrakte und verbarrikadierten die Naturschutzgebiete mit Strom und Hunden - letztere sind auf Deichen im Vertrag zumeist verboten, ersterer funktioniert bei wechselnden Wasserständen recht unvollkommen, Hochwasserschutz bliebe also schwierig...(Achtung, Ironie!)

Ernsthaft: bezahlte die Gesellschaft die Leistungen der Grünlandbeweider angemessen, bräuchten wir diese Diskussion nicht so elementar zu führen - damit könnte auch Herdenschutz bezahlbar werden.

Eine Beachtung unserer nicht minder berechtigten Interessen gerät jedoch gar nicht ins Blickfeld, ungeachtet der Begrifflichkeiten von Biodiversität, Klimaschutz und anderen schönen Schlagworten. Deren Garanten brauchen Strukturen, die ein einigermaßen unbeschadetes Bleiben ermöglichen. Und  angesichts der Tierwohldebatte dürfte (einigermaßen angstfreies) Leben wohl auch zum Wohl gehören, Tierschutz als nicht teilbar gelten und Artenschutz ebenso (das gilt natürlich auch nicht nur für die achtzehn tatsächlich gehaltenen seltenen Schafrassen im Förderprogramm genetischer Ressourcen des Landes NRW).

Ich entsinne mich auch recht deutlich, dass zumindest in den Diskussionen gelegentlich sogar das Wohl der Tierhalter angesprochen wurde, die insgesamt eine Menge auf sich nehmen, Sicherheit und Lebensqualität für ihre Tiere, ihre betriebliche Existenz und darüberhinaus unsere Gesellschaft zu garantieren.

Wenn schon nicht das Positionspapier des Schafzuchtverbandes (2009) oder der Katalog von VDL und BDZ (2015),
sollte zumindest das leuchtende Beispiel Niedersachsens zu denken geben, bevor die (nicht nur männlichen) abwandernden Jungwölfe keinen weiteren großen Bogen mehr um NRW machen - oder sollte es am Parteibuch liegen, dass man das wirklich blindlings gutheißt?

Das Wolfserwartungsland Baden-Württemberg hat auch einen grünen Minister - und ein Programm, das auch die Nutztierhaltung sichern soll und in den Betrieben im Vorfeld greift.

Obwohl die beiden bestätigten Wölfe im Ländle tot auf der Autobahn lagen.

Was läuft in NRW falsch?

Außerordentlich erbost und frustriert ob derartiger Negierung offenbar zu vernachlässigender Minderheiten in der Bevölkerung

hoffe ich auf Unterstützung jener, die nicht nur sitzen und warten möchten, gesichert durch Notfallsets und getröstet durch Rissbegutachter...


Ortrun Humpert

Vorsitzende Schafzuchtverband NRW

http://www.ruhrnachrichten.de/nachrichten/vermischtes/aktuelles_berichte/wolf;art29854,2927539ND


Es war zu erwarten- die Wölfin, die seit langem spektakulär die unterschiedlichsten Schutzzäune überwindet, ist nicht mehr allein.

Sekuliert wurde schon lange, nun gibt es eine Pressemitteilung:

http://www.nlwkn.niedersachsen.de/aktuelles/pressemitteilungen/aktuell-zwei-woelfe-in-der-region-diepholz-oldenburg-vechta-150269.h

und die berechtigte Angst, dass eine gute Mutter ihrer zu erwartenden Nachzucht ihre Fertigkeiten weitergibt...

für die Nutztierhalter sind solche Wölfe die echten "Problemwölfe"- für die Regierungen leider noch nicht. Und die aktuellen Diskussionen über zumindest Vergrämung werden vermutlich vom Tisch sein, sobald der Wahlkampf beendet ist...


Wolfsrisse im Jahr 2015
„Die Zahl der Wolfsangriffe auf Weidetiere nimmt immer weiter zu. Sie ist von 33 im Jahr 2002 auf 714 in 2015 angestiegen. Vor allem Schafe werden Opfer der unter Naturschutz stehenden Raubtiere. So wurden im vergangenen Jahr 596 Schafe, 94 Damhirsche und anderes Gatterwild, 16 Rinder sowie 6 Ziegen von Wölfen gerissen, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervorgeht. Berichte von betroffenen Tierhaltern zeigen zudem immer häufiger, dass die empfohlenen Herdenschutzmaßnahmen gegen die Wölfe wirkungslos sind. Ein Grund für die vermehrten Wolfsrisse ist, dass die Wolfspopulation währenddessen stark zugenommen hat. Inzwischen leben in Deutschland 46 Rudel. Zudem wurden 15 Wolfspaare und 4 sesshafte Einzelwölfe nachgewiesen.“ (DGfZ-Newsletter vom 28. Oktober 2016)

http://www.dgfz-bonn.de/presse/herdenschutzzaeune-gegen-woelfe-wirkungslos-zahl-d.html

Genauere Daten dazu hier:

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/101/1810110.pdf



https://www.umwelt.nrw.de/pressebereich/detail/news/id211/ 

So sieht die PM des Landes NRW zur Bestätigung des Rissverursachers in Stemwede-Oppenwehe aus -
der Schafzuchtverband wurde übrigens nur über diese allgemeine Schiene informiert, der betroffene Schafhalter lange nach den Meldungen in diversen Medien in NRW und darüber hinaus.

Die Forderungen des Arbeitskreises Beutegreifer innerhalb der Vereinigung deutscher Landesschafzuchtverbände, beschlossen am 23.01.2015, findet man unter: Schafe und Schäfer

Seitens des Bundesumweltministeriums rät man uns, konkret und umgehend anhand dieses Falles das Gespräch mit unserem Minister aufzunehmen - denn die Verlautbarungen zur AG Wolf in NRW stehen sehr hübsch formuliert auf dem Papier, sehen aber in der Praxis leider anders aus.

Das sieht auch der NABU so- hier die Pressemitteilung:


NABU freut sich über Wolfsnachweis in NRW
Pressemitteilung NABU NRW | Nr 05/15 | 23. Januar 2015

Wolf aus Niedersachsen ist gekommen, um zu bleiben | Land muss Managementplan nun zügig erarbeiten

Düsseldorf/Minden-Lübbecke – Der Wolf ist zurück in NRW. Dies bestätigte eine DNA-Probe aus dem Kreis Minden-Lübbecke, wie „Der Westen“ heute verkündete. „Nach rund 180 Jahren lebt damit endlich wieder ein Wolf in unserem Bundesland“, so Thomas Pusch, Sprecher des NABU-Landesfachausschusses Wolf. Experten hätten schon länger auf diese Meldung gewartet. „Die 5 Wolfsrudel in Niedersachsen haben allein im letzten Jahr 22 Jungtiere großgezogen“, so Pusch weiter. Da sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ein Jungtier auf der Suche nach einem neuen Revier auch die Grenze nach Nordrhein-Westfalen überschreiten würde.

Noch sei aber nicht sicher, ob der Wolf bereits sein Revier im Kreis Minden-Lübbecke gefunden habe oder noch auf der Suche nach einem passenden Lebensraum sei. Die nächsten Wochen würden hier sicherlich Klarheit bringen. „Wichtig ist vor allem: kein Mensch muss sich nun Sorgen um seine Sicherheit machen, denn Wölfe stellen keine Gefahr für den Menschen dar“, erklärt der NABU-Wolfsexperte. Wir Menschen gehörten nicht ins Beutespektrum. Wildschweine seien die gefährlicheren Tiere in unserer nordrhein-westfälischen Natur.

Als Fleischfresser sei der Wolf jedoch nicht nur auf das heimische Wild festgelegt, sondern nehme auch gerne ungeschützte Nutztiere, insbesondere Schafe, als leichte Beute auf seinen Speiseplan. Präventionsmaßnahmen seien daher für die betroffenen Schäfer unerlässlich. Das koste Zeit und vor allem Geld.

 „Schon seit Jahren fordert der NABU einen entsprechenden Managementplan vom Ministerium, der gerade diese so wichtigen Punkte zufriedenstellend regeln sollte“, so Pusch.

Die Möglichkeit, vor dem ersten Schadensfall eine Regelung getroffen zu haben, wurde in NRW aber vergeben. Jetzt hieße es schnell zu handeln. Denn in Ostwestfalen/Lippe seien die Schäfer mit ihren Herden für die Landschaftspflege und den Erhalt dieser unerlässlich.

Im Jahr 2009 hatte ein Wolf aus dem angrenzenden hessischen Reinhardswald bereits eine kleine Stippvisite in den Kreis Höxter unternommen, wo er anhand eines Schafrisses durch seine DNA nachgewiesen werden konnte.

Für Rückfragen:

LFA Wolf NRW (NABU)

Thomas Pusch (Sprecher)

Telefon: 05202 5416, Mobil: 0170 2158624, E-Mail: t.pusch@nrw-wolf.de

Katharina Stenglein (Sprecherin)
Telefon: 02644 4064031, Mobil: 0177 9384936, E-Mail: k.stenglein@nrw-wolf.de 

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ein wenig Hintergrundinfo für bundesweite Herdenschutzideen und  Knackpunkte, die es auch nicht nur in einem Bundesland gibt ...


Schäferinformationsdienst
und
Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde e.V.
- ein starkes Team
die Internetseite der AG HSH
www.ag-herdenschutzhunde.de/
und bietet unter anderem den
Leitfaden für Herdenschutzhundbesitzer
zum Download

Ein Leitfaden zur Eingewöhnung eines trainierten, adulten Herden-schutzhundes in eine für ihn fremde Tierherde. Dieser Leitfaden entstand in Kooperation mit dem IAFW sowie dem Brandenburger LUGV und steht hier zum Download bereit.


Nicht überholt und auch nicht länderspezifisch: 22. Oktober 2013

Wolf in Sachsen-Anhalt: Widersprüche bei Herdenschutz sind kontraproduktiv © Ralph Frank / WWF
Der WWF kritisiert den neu veröffentlichten Plan zur Förderung des Herdenschutzes vor Wolfsangriffen als ungenügend. Dabei hält der Umweltverband  die widersprüchlichen Aussagen des zuständigen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt für nicht haltbar. „Sachsen-Anhalt ist längst Wolfsland.  Es sollte einheitliche Leitlinien für den Herdenschutz geben, um Nutztierhalter nicht zu verunsichern“, kritisiert WWF-Referentin Yvette Krummheuer. „Die verschiedenen für Naturschutz und Landwirtschaft zuständigen Bereiche  im Ministerium scheinen sich nicht ausreichend abgestimmt zu haben. Minister Aeikens muss diesen Mangel im Sinne des Artenschutzes und der Landwirtschaft schnellstmöglich beheben.“

Der WWF kritisiert zudem, dass jene Zäune, die nach der neuen Förderrichtlinie mit Zuschüssen unterstützt werden, den von Landesverwaltungsamt und Ministerium veröffentlichten Anforderungen an einen ausreichenden „Grundschutz“ von Viehherden nicht genügen würden. Letzteres ist jedoch ausschlaggebend, um für Verluste  durch Wölfe Ausgleichszahlungen zu erhalten. Des Weiteren werden offenbar nur gewerbliche Schafhalter gefördert. Private Schafhalter, aber auch die Halter anderer Nutztierarten wie beispielsweise Gatterwild oder Ziegen lasse die Politik alleine, so der WWF.

„Wölfe unterscheiden nicht, zwischen gewerblichen und privaten Herden. Um Übergriffe auf Nutztiere zu vermeiden, müssen in Verbreitungsgebieten grundsätzlich Präventionsmaßnahmen angewandt und auch gefördert werden“, fordert Krummheuer. Widersprüchlich sei darüber hinaus, dass laut Richtlinie  Gegenstand der Förderung Material für „den nächtlichen präventiven Schutz“ sei - obwohl bekannt ist, dass Wölfe auch tagsüber auf Streifzug gehen können.

Die praktischen Erfahrungen aus benachbarten Bundesländern zeigten zudem, dass eine fachliche Begleitung der Tierhalter vor der Antragstellung sinnvoll sei. Der WWF hatte im Vorfeld in beratender Funktion Empfehlungen für die neue Richtlinie abgegeben.

Hintergrund
Das WWF-Projektbüro in Arneburg (Landkreis Stendal) wird in enger Zusammenarbeit mit der Landesreferenzstelle Wolfsschutz im Biosphärenreservat Mittelelbe koordiniert und durchgeführt. Ziel ist es, die natürliche Rückkehr des Wolfes zu begleiten. Gemeinsam mit relevanten Interessensgruppen, wie etwa Nutztierhalter und Jäger, sollen Lösungsstrategien zur Konfliktvermeidung entwickelt werden. Ein Schwerpunkt liegt daher in der Betriebs- und der Präventionsbetreuung

www.wwf.de/2013/oktober/foerderplan-herdenschutz-ungenuegend/?fb_

Kreis Emsland -  02.07.13 16:32:23 [Teilseite 'KreisEL_02' - Produktion | Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG | Neue

Wie Schäfer ihre Herde vor dem Wolf schützen

WESTERHOLZ/MEPPEN.

Der Wolf kehrt nach Niedersachsen zurück, und die   meisten Menschen finden das gut. Aber eine kleine Bevölkerungsgruppe macht sich auch Sorgen: die Schäfer. Besuch bei einem, der den Wolf mithilfe eines engen Verwandten fernhalten will. Holger Benning aus Scheeßel-Westerholz nahe der Lüneburger Heide hält Herdenschutzhunde.

Und damit sind er und seine Lebensgefährtin Nicole De Peppe niedersachsenweit noch Exoten. Acht oder neun erwachsene Wölfe leben inzwischen im Bundesland im Nordwesten, einer davon vermutlich noch im Emsland, die meisten aber auf dem Truppenübungsplatz Munster bei Lüneburg. „Keine 30 Kilometer Luftlinie sind das von unseren Flächen bei Schneverdingen“, sagt Holger Benning,  „und deshalb haben wir seit ein paar Monaten die hier.“ Benning zeigt auf zwei Pyrenäen-Berghunde groß wie ein Zwergponymit weißem und gerade etwas schmuddeligem Fell. Alvarez und Basha sind keine Schoßhunde. Vor allem der mehr als 40 Kilogramm schwere Rüde Alvarez macht Fremden schnell deutlich, was seine Bestimmung ist: Er beschützt 50 Heidschnucken und ihre Lämmer – vor Wölfen, Hunden, Fremden. Tag und Nacht, das ganze Jahr. Wer sich dem Elektrozaun der Koppel nähert, wird aus tiefer Kehle dunkel angebellt, bis er geht. Einem Wolf können die beiden Hunde mehr als das Wasser reichen, einen Angriff auf ihre Herde würde er nicht unbedingt überleben.

Während Benning erzählt, dass er mehrere Hundert Schafe im Nebenberuf hält und plant, komplett auf Schafhaltung umzusteigen, spitzt Alvarez die Ohren und wuchtet los. Zwei Joggerinnen nähern sich auf dem Weg, der an der Schafweide vorbeiführt. Der Hund trabt auf seiner Seite des Zaunes neben ihnen her. Schnell merkt er, dass von den beiden Frauen keine Gefahr ausgeht, und trottet zurück. Die beiden Pyrenäen-Berghunde hat das Schäferpaar erst vor einigen Wochen in Dienst gestellt, sie reagieren damit nach und nach auf die Ausbreitung des Wolfes in ihrer Gegend. „Wir besitzen mehrere Herden, die weit entfernt voneinander Heiden, Moore und Feuchtwiesen pflegen“, sagt Benning. Schon im vergangenen Jahr hatten sie zwei türkische Kangals angeschafft, die sich aber noch in der Ausbildung befinden und Besucher stürmisch abschlecken – jedenfalls Willkommene, Gäste ihres Chefs sozusagen.
„Das alles ist ein Wahnsinnsaufwand“, sagt Benning, der die Hunde jeden Tag kontrollieren und versorgenmuss. „Und teuer. Aber so sind die Schafe gut geschützt. Wir sorgen lieber vor, als nach einem Riss eineEntschädigung zu bekommen. Das muss zwar sein, aber soweit soll es gar nicht erst kommen.“

Dass die Sorge nicht unberechtigt ist, haben die Biologinnen Gesa Kluth und Ilka Reinhardt vom Wildbiologischen Büro LUPUS in der Lausitz berichtet. Wölfe unterschieden nicht zwischen aus menschlicher Sicht „erlaubten“ und „unerlaubten“ Beutetieren, sagen sie. Schafe und Ziegen seien wegen ihrer geringen Körpergröße, ihres fehlenden Verteidigungsvermögens und der oft extensiven Freilandhaltung gefährdet, machten aber in der Lausitz trotzdem weniger als ein Prozent der Wolfsnahrung aus.

„Den Aufwand, die Herde mit Hunden zu schützen, können die wenigsten Schäfer betreiben“, sagt derweil Olaf Buschmann. Der Oldenburger gehört zum Netz der ehrenamtlichen niedersächsischen Wolfsberater. Er setzt sich für ein friedliches Zusammenleben mit den Raubtieren ein und betreibt mit Holger Benning und anderen seit einigen Monaten im Internet einen Schäferinformationsdienst.
Für Buschmann ist klar: Wenn überhaupt jemand ein Problem mit dem Wolf bekommen könnte, dann die Schäfer.Er reist deshalb durch den Norden und berät Schafhalter, wie sie sich schützen können – auch ohne Hund. „Gut geeignet sind 1,10 Meter hohe Elektronetze“, sagt er. Der Wolf springe normalerweise nicht darüber, er versuche, Zäune zu untergraben. „Wenn da Strom drauf ist, verzieht er sich.“ Auch Strom führende Außenlitzen helfen.
Aber so einfach, wie es klingt, ist es nicht. Die meisten Schafkoppeln vor allem in der großflächigen Landschaftspflege sind nicht elektrisch eingezäunt, sondern mit einem kilometerlangen Knotengeflecht aus Metall – etwa im Dalum-Wietmarscher Moor im Emsland. Ihn nachträglich mit vertretbarem Aufwand gegen den Wolf zu schützen, ist für die wirtschaftlich ohnehin nicht auf Rosen gebetteten Schäfer kaum möglich. Buschmann leiht deshalb im Notfall Elektronetze und Weidezaungerät für eine kurze Zeit aus. Eine Dauerlösung sei das aber nicht, sagt er. Und, dass bisher ganz klar wildernde Hunde das weit größere Problem für die Schäfer seien.
Dennoch: 2012 hat ein Wolf im Landkreis Cuxhaven 19 Schafe ins Jenseits befördert,
2013 gab es bei Rotenburg/ Wümme einen Zwischenfall mit drei toten Tieren. Gleichzeitig hat in der Lüneburger Heide ein wildernder Hund 99 Heidschnucken in einen Fluss getrieben, wo sie ertranken.
Ludwig Schmitz, stellvertretender Vorsitzender des Landesschafzuchtverbandes Weser-Ems aus Sögel, hält selbst Bentheimer Landschafe.
Er sagt: „In Sachen Wolf schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen habe ich Hochachtung vor der Spezies Wolf, die es schafft, ihre ursprünglichen Gebiete zurückzuerobern. Aber ich mag mir den Anblick von gerissenen oder verletzten Schafen in meiner Herde nicht vorstellen. In einem solchen Fall würde ich wohl aufgeben.“ Diese Ankündigung hört man beim Schafzuchtverband immer wieder und fürchtet, gerade die Haltung seltener Schafrassen, die oft in kleinen Beständen geschehe, werde aufgegeben.
Im Emsland gibt es derzeit rund 8700 Schafe.
Schmitz fordert seine Standeskollegen auf, vorzusorgen: „Die Schafhalter sollten die Einzäunung der Weideflächen wolfssicher gestalten. Hierbei ist die Unterstützung der öffentlichen Hand aber dringend gefragt. Für Schafhalter ist dies allein nicht zu leisten.“

Der Landesschafzuchtverband fordert einen „vollständigen Kosten- und Aufwandsausgleich“ vom Land.
Die Beweislast bei Übergriffen liege derzeit beim Tierhalter. Sie müsse umgekehrt und ein unkomplizierter Schadensausgleich möglich werden. Derzeit gebe es in Niedersachsen weder ein Management für Problemfälle noch eine konkrete Vorsorge- und Entschädigungsregelung, beklagt Schmitz.
Tatsächlich gewährt das Land bei Wolfsangriffen auf Nutztiere nur sogenannte Billigkeitsleistungen und keinen Schadensersatz. Die Höchstsumme liegt bei 7500 Euro pro Tierhalter in drei Jahren. Vorsorgeleistungen werden im Gegensatz zu anderen Bundesländern nicht bezahlt – man arbeite seit Jahren an einer entsprechenden Richtlinie, heißt es.
Ob der Emslandwolf noch im Lande ist, weiß derweil niemand genau (wir berichteten). Nachweise gab es seit dem 31. März nicht mehr.
Holger Benning muss sich bei seinen Schafen in der Nähe der Lüneburger Heide nicht auf Vermutungen verlassen. Er weiß, dass in seiner Gegend Wölfe leben. Gerade erst hat ein Mitarbeiter auf dem Truppenübungsplatz Munster drei Wolfswelpen gefilmt – auch sie werden irgendwann auf Wanderschaft gehen und vielleicht im Emsland.

Von Tobias Böckermann


Herdenschutzhunde sind keine Hütehunde wie der Border Collie und deshalb nicht dazu geeignet, eine Schafherde einzupferchen. Stattdessen bewachen sie die Herde, die sie  als ihr Rudel ansehen.

In der Regel  wachsen Herdenschutzhunde  vom Welpenalter  an in einer Schafherde auf.
Der Kangal stammt aus der Türkei und soll dort schon seit fast einem Jahrtausend in ähnlicher Form gezüchtet werden. Er erreicht ein Schultermaß von 80 Zentimetern und kann mehr als 60 Kilogramm wiegen.
Der Pyrenäen-Berghund wurde spätestens im 15. Jahrhundert aus den französischen Pyrenäen erstmals erwähnt. Er wird bis zu 55 Kilogramm schwer und inzwischen auch als Wach- oder Familienhund gehalten:
Herdenschutzhunde mussten stets eigenständig Entscheidungen treffen. Deshalb gelten sie als durchaus eigensinnig.In der Schweiz werden inzwischen auch andere Schutztiere eingesetzt: Lamas und Esel. Sie sind aufmerksam und furchtlos angeblich in der Lage, Wölfe zu vertreiben.

Info zum  Thema im Netz

unter www.wildtiermanagement.com ;
www.wolfsregion- lausitz.de ;
http://niedersachsenwolf. jimdo.com .


„Mit der Zeit werden die Menschen gelassener“

13 Jahre Erfahrung mit dem Wolf hat die Biologin Gesa Kluth
tb MEPPEN.

Gesa Kluth betreibt gemeinsam mit Ilka Reinhardt in der Lausitz das Wildbiologische Institut Lupus.
Sie begleitet die Rückkehr der Wölfe seit mehr als einem Jahrzehnt.

Frau Kluth, im Emsland ist ein Wolf gefilmt worden. Für die Menschen vor Ort ist das eine neue Situation. In der Lausitz haben die Menschen schon seit 13 Jahren Erfahrungen mit dem Rückkehrer. Ist die Akzeptanz gestiegen?

Es ist eindeutig zu beobachten, dass in den Gebieten, wo Wölfe schon länger sind, die Menschen gelassener mit dem Thema umgehen. Auch in der Lausitz hat ja in den 13 Jahren eine räumliche Ausbreitung stattgefunden, jedes Jahr ließen sich Wölfe in neuen Flächen nieder. Oft gab es dort dann Probleme mit Übergriffen auf Nutztiere, und die Menschen waren verunsichert. Doch nach einer Weile entspannte sich die Lage jeweils.

Im Emsland ist die Nachricht vom Wolf mehrheitlich positiv aufgenommen worden. aber manchmal wird doch behauptet, er werde lernen, Menschen zu fressen. Was sagen Sie, wenn Sie so etwas hören?

Es ist durchaus verständlich, dass die Menschen Wölfe anfangs nur schwer einschätzen können, wenn sie sie nur aus dem Märchen und aus dem Zoo kennen – wo sie hinter hohen Sicherheitszäunen gehalten werden. Oft glauben Menschen instinktiv, dass ein wilder Wolf sich so ähnlich verhalten würde wie ein Hund, wenn man ihm im Wald begegnet. Dass er vielleicht ankommen, an einem schnüffeln und einen vielleicht sogar beißen würde, wenn man sich falsch verhält. Aber das ist nicht so. Wild lebende Wölfe haben keine soziale Beziehung zum Menschen – sie verhalten sich bei Begegnungen ähnlich wie Füchse, Rehe und andere Wildtiere.

Welche Folgen hat die Rückkehr des Wolfes in der Lausitz gehabt?

Die Hauptbeuteart der Wölfe hier ist das Reh – das ist seit Jahren so, und bisher ist auch keine Änderung abzusehen. Wölfe töten also viele Rehe und das jedes Jahr und auf großer Fläche. Offenbar geschieht dies aber nachhaltig, denn wenn Rehe wirklich selten wären, müssten die Wölfe umschwenken auf eine andere Hauptbeuteart, um sich und ihre Welpen zu ernähren. Der Tourismus hat sich in den letzten Jahren eindeutig positiv entwickelt, es gibt eine Reihe von Angeboten zum Thema Wolf: Vorträge, Exkursionen, eine Ausstellung und alle zwei Jahre im Juli den Wolfstag.

Wie ergeht es den Schäfern?

Übergriffe auf Nutztiere durch Wölfe sind ein Problem, allerdings kann man das in den Griff kriegen. Es wird zwar nicht möglich sein, Schäden vollständig zu vermeiden, aber man kann sie durch Schutzmaßnahmen auf ein geringes und vertretbar erscheinendes Maß reduzieren. Dafür muss aber das Umfeld stimmen – Schutzmaßnahmen müssen gefördert und Schäden durch gerissene Schafe angemessen ausgeglichen werden. Eine enge Zusammenarbeit mit den Schäfern ist hier sehr wichtig, damit jeder Betrieb die für ihn bestmöglichen Schutzmaßnahmen erhält.


Die Gefahr durch den Wolf für den Menschen selbst wird mitunter recht irrational betrachtet. Während europaweit in den vergangenen 50 Jahren kein Mensch durch einen gesunden wilden Wolf ums Leben kam (fünf starben in Osteuropa durch tollwütige oder halbzahme Wölfe; Tollwut ist in Deutschland ausgerottet), haben Reh, Wildschwein und Hirsch 2800 Verletzte und zehn Tote auf dem Gewissen – und zwar allein im Jahr 2006. Es gibt auch Statistiken, die von 50 Verkehrstoten pro Jahr durch Wildunfälle berichten. Allein 200 000 Rehe sind jährlich in einen Verkehrsunfall verwickelt mit Millionenschäden und eben auch schweren Folgen für die menschliche Gesundheit. Trotzdem käme niemand auf die Idee, ein Zusammenleben mit dem Reh sei im dicht besiedelten Deutschland nicht möglich. Nicht der Wolf, sondern das Wildschwein gilt als einziges in Deutschland verbliebenes wehrhaftes Wild – Sau und Eber gehen schon mal auf Menschen los, wenn sie ihren Nachwuchs bedroht sehen. Und doch ist es der Wolf, der seinen zu Unrecht erworbenen schlechten Ruf nicht loswird. Nur im Märchen frisst er Rotkäppchen, in der Realität Rehe und Wildschweine.


Am 20.06.2014 wurde in Niedersachsen die
Arbeitsgemeinschaft Tierhalter gegründet, in der sich der Schafzuchtverband Niedersachsen und Weser-Ems,
die Pferdehaltung über "Pferdeland Niedersachsen",
die Rinderhaltung über "Masterrind",
der Landesverband landwirtschaftlicher Wildhaltung,
der NABU und die AG Herdenschutzhunde darüber verständigen wollen, wie ein nachhaltiges Wolfmanagement für die Nutztierhaltung aus Sicht der Praktiker aussehen sollte.
Zum Sprecher dieser Gruppe wurde Frank Faß (Wolfcenter Dörverden) gewählt.
Es erscheint sinnvoll, dass sich Betroffene in allen Bundesländern zusammenfinden, um dort etwas auf den Weg zu bringen, wo auf der Verwaltungsebene noch zu wenig passiert...


Ganz aktuell ist die

Bewertung des Wolfsmanagements in den Bundesländern -

im Anschluss eine Sichtweise für NRW

Kontakt NABU-Bundesverband
Moritz Klose Referent für Wolfsschutz
Charitéstr. 3
10117 Berlin
Tel. +49 (0)30. 284 984 1624
Fax +49 (0)30. 284 984 3624
Moritz.Klose@NABU.de

150 Jahre nach seiner Ausrottung ist der Wolf wieder nach Deutschland zurückgekehrt. In den mittlerweile 14 Jahren seiner Rückkehr hat der Wolf es schon in sechs Bundesländern geschafft, wieder dauerhaft Fuß zu fassen- Tendenz steigend. Eigentlich Zeit genug für jedes Bundesland sich auf die Rückkehr der Wildtiere und das Zusammenleben vorzubereiten. Wie die Bewertung des Wolfsmanagements der Bundesländer durch den NABU zeigt, gibt es allerdings vielerorts noch Handlungsbedarf.

Hintergrund
Wildtiermanagement soll das Zusammenleben von Menschen und Wildtieren harmonisieren und Handlungsrichtlinien für mögliche Konflikte festlegen. Um die Nachbar-schaft von Mensch und Wolf für beide Seiten so erfolgreich wie möglich zu gestalten, gibt es in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen Manage-mentpläne. In Sachsen-Anhalt gibt es seit 2008 eine „Leitlinie Wolf", in Niedersachsen ein „Konzept Wolf" aus dem Jahr 2010 und in Schleswig-Holstein seit 2010 ein „Positionspapier zur Wiederbesiedelung durch den Wolf". In Bayern und Baden-Württemberg gibt es derzeit Vorstufen, die als Handlungsleitfäden für das Auftauchen einzelner Wölfe, nicht aber für die Etablierung von Wolfsrudeln dienen sollen. In Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Saarland gibt es keine Richtlinien, die sich mit der Rückkehr des Wolfes beschäftigen. Diese fehlen auch in den Stadtstaaten.

Bewertung
Der NABU hat in seiner Bewertung die Vollständigkeit der Managementpläne und Leitlinien bewertet und sie dabei mit dem vorbildlichen Managementplan Sachsens verglichen. Es wurden Punkte für das Monitoring, also das Erfassen, Auswerten und Weiterleiten von Wolfshinweisen gegeben. Wichtiger Gesichtspunkt war auch die Unterstützung von Nutztierhaltern. Schließlich wurde ein weiteres Augenmerk auf die Öffentlichkeitsarbeit der Länder gelegt. Hierbei wurde berücksichtigt, inwiefern die Bevölkerung im Internet oder mit gedruckten Infomaterialien über den Wolf infor-miert wird und aktuelle Informationen über das Vorkommen und zu Todesfällen von Wölfen verfügbar sind.

2 HINTERGRUND | BEWERTUNG DES WOLFSMANAGEMENTS IN DEN BUNDESLÄNDERN Ergebnisse
Ergebnisse Gesamt Farbe Managementplan Förderrichtlinie Herdenschutz Öffentlichkeitsarbeit Monitoring Wolfsnachweise seit 2000 vorhanden vollständig Strukturen Wolfsbetreuer Prävention Kompensation Info für Tierhalter Internetseite Aktuelle Infos Bildungsprojekte / Infozentrum Publikationen Baden-Würrtemberg 1 1 2 1 0 1 1 1 0 1 1 10 Bayern JA 1 1 2 1 0 1 1 1 1 0 1 10 Berlin JA 0 0 1 1 0 0 0 0 0 1 0 3 Brandenburg JA 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 14 Bremen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Hamburg JA 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Hessen JA 0 0 2 0 0 0 0 1 0 0 0 3 Mecklenburg-Vorpommern JA 2 2 2 1 2 1 0 1 0 0 1 12 Niedersachsen JA 2 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 13 Nordrhein-Westfalen JA 0 0 2 1 0 0 1 1 0 1 1 7 Rheinland-Pfalz JA 0 0 2 1 0 0 0 0 0 0 0 3 Schleswig-Holstein JA 1 1 2 1 2 1 1 1 1 1 1 13 Saarland 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 Sachsen JA 2 2 2 1 2 1 1 1 1 1 1 15 Sachsen-Anhalt JA 1 1 1 1 1 1 1 1 0 1 1 10 Thüringen JA 2 2 2 0 0 1 0 1 1 0 1 10 Mögliche Punkte 2 2 2 1 2 1 1 1 1 1 1 15 14-15 Punkte 10-13 Punkte < 10 Punkte


Übersicht : NABU-Bewertung des Wolfsmanagements der Bundesländer 3 HINTERGRUND | BEWERTUNG DES WOLFSMANAGEMENTS IN DEN BUNDESLÄNDERN
Der NABU vergibt in seiner Bewertung ein „Grün" nur an die Bundesländer Sachsen und Brandenburg. Hier wurden bereits belastbare Strukturen für das Zusammenleben von Mensch und Wolf geschaffen. Die Öffentlichkeitsarbeit in Sachsen ist besonders zu loben. Es gibt ein eigenes Kontaktbüro, das die Bevölkerung mit aktuellen Informationen über Wolfsvorkommen und Nutztierrisse versorgt sowie Informationen für Nutztierhalter bereitstellt. Der NABU ruft die Gewinner seiner Bewertung aber auch dazu auf, die gute Arbeit kontinuierlich fortzusetzen. So müssen in Brandenburg bessere Lösungen für Hobbytierhalter gefunden werden, für die im jetzigen Managementplan noch keine Finanzierungsmittel für Herdenschutzmaßnahmen vorgesehen sind. Auch die Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrecht betrachtet der NABU weiterhin als kritisch, da sie zu einer unnötigen Verkomplizierung von Verwaltungsangelegenheiten geführt hat.

Der Großteil der Bundesländer konnte immerhin ein „Gelb" erlangen. In Mecklenburg- Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen gibt es bereits seit mehreren Jahren etablierte Wolfsvorkommen. In Niedersachsen lobt der NABU die gute Öffentlichkeitsarbeit. Es gilt jetzt vor allem eine rasche Lösung zu finden, um Nutztierhalter beim Herdenschutz besser zu unterstützen. Eine Förderrichtlinie, die eine Finanzierung von Herdenschutzmaßnahmen vorsieht, wird bereits seit langer Zeit diskutiert, Gelder an die Tierhalter fließen allerdings nach wie vor nicht.

Mecklenburg-Vorpommern schneidet aus Sicht des NABU bei der Öffentlichkeitsarbeit weniger gut ab, da die Versorgung mit aktuellen Informationen nicht gewährleistet ist. In Schleswig-Holstein haben interessierte Bürger mit dem Wolfsinformationszentrum eine direkte Anlaufstelle um sich über den Wolf zu informieren. Wünschenswert aus NABU-Sicht wäre es hier, das Positionspapier zu einem umfangreichen Management-plan weiterzuentwickeln. Auch in Sachsen-Anhalt etablieren sich immer mehr Wolfsrudel, vor allem auf Truppenübungsplätzen, wo das Monitoring durch den Bundesforst gut organisiert ist. Nachbesserungsbedarf sieht der NABU aber vor allem bei den Finanzierungsmöglichkeiten des Herdenschutzes. Bisher können nur Ziegen- und Schafhalter auf finanzielle Unterstützung durch das Land hoffen. Der NABU appelliert auch an die Landesregierung, sich verstärkt der Öffentlichkeitsarbeit zu widmen. Bisher werden Informationen über neue Wolfsvorkommen und getötete Wölfe nur lücken-haft weitergegeben.

Thüringen hatte als einziges Bundesland bereits vor der Etablierung erster Wolfsvorkommen einen Managementplan vorgestellt. Der NABU bewertet das positiv, mahnt die Landesregierung aber auch, sich nicht auf dem Papierwerk auszuruhen. Hier gilt es jetzt, formulierte Ziele wie das Erstellen einer Entschädigungsrichtlinie auch zügig umzusetzen und den Managementplan mit Leben zu füllen. Denn schließlich – und das gilt für alle Bundesländer – müssen die in den Plänen niedergeschriebenen Ziele und Lösungsvorschläge auch in der Praxis anwendbar sein. In Bayern wurde vor kurzem ein Wolf nachgewiesen und auch in Baden-Württemberg ist mit seiner Nähe zu den Wölfen der Vogesen und Alpen jederzeit mit Wölfen zu rechnen. Der NABU und in Bayern auch sein Partner der LBV lobt, dass es in beiden Bundesländern bereits einen Leitfaden zum Umgang mit durchziehenden Wölfen gibt, bemängelt aber auch, dass es – wie die Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen – nicht lange dauern muss, bis aus einem Einzelwolf ein Rudel wird. Deshalb rät der NABU dazu, das Management kontinuierlich weiterzuentwickeln. In beiden Bundesländern gibt es für die finanzielle Unterstützung von Nutztierhaltern bereits Fondslösungen, die aber zum großen Teil von den Naturschutzverbänden getragen werden.

4 HINTERGRUND | BEWERTUNG DES WOLFSMANAGEMENTS IN DEN BUNDESLÄNDERN Besonderheit der Stadtstaaten
Um die Akzeptanz unter Viehhaltern gegenüber dem Wolf zu steigern und sie mit ihren Problemen nicht allein zu lassen, sieht der NABU aber ganz besonders die Regierungen der Bundesländer in der Pflicht, Herdenschutzmaßnahmen zu fördern und mögliche Risse durch den Wolf zu kompensieren.

Bundesländer wie Brandenburg und Sachsen hatten zwar schon länger Zeit, sich auf das Zusammenleben mit dem Wolf wieder einzustellen, aber die Wolfspfoten in der Grafik zeigen es: Auch durch Bundesländer wie Hessen und Rheinland-Pfalz zogen nachweislich bereits vereinzelte Wölfe. Zusammen mit dem Saarland und Nordrhein - Westfalen bilden sie das Schlusslicht in der Bewertung des NABU, denn das Fehlen eines Wolfsmanagements hier ist unverständlich. Insbesondere Hessen und Nordrhein- Westfalen, die von Wolfsvorkommen in Niedersachsen umgeben sind, haben dringen-den Nachholbedarf. Auch ins Saarland und nach Nordrhein-Westfalen ist es für Wölfe aus den Vogesen nicht weiter als ein Tagesmarsch.

Besonderheit der Stadtstaaten
Durch die räumliche Situation und die Biologie der Wölfe ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Wölfe in städtischen Ballungszentren ansiedeln, äußerst gering. Jedoch gibt es einige Beispiele, die zeigen, dass durch das Auftreten von Wölfen in den äußeren Randbereichen auch in den Stadtstaaten der Bedarf für ein Wolfsmanagement gegeben ist: Erst 2013 wurde ein Wolf auf der Landesfläche Hamburgs gesichtet und im Berliner Umland werden immer wieder Wölfe Opfer des Straßenverkehrs. Die Stadtstaaten können dabei vor allem von den Erfahrungen der umliegenden Bundesländer profitie-ren und sollten die Zusammenarbeit intensivieren. So hat Berlin bereits einen guten Anfang mit der Ausbildung von Wolfsbetreuern geleistet.

Fazit
Deutschland ist auch von Seiten der Europäischen Union dazu verpflichtet, für den Wolf als streng geschütztes Tier Sorge zu tragen. Entscheidend für die dauerhafte Sicherung des Wolfsbestands in Deutschland ist die Akzeptanz vonseiten der Bevölke-rung und direkt Betroffener, vor allem der Nutztierhalter. Deshalb sieht der NABU die Landesregierungen in der Pflicht, die Unterstützung der Nutztierhalter weiter auszubauen und so unbürokratisch wie möglich zu gestalten. Um Ängste und Vorurteile in der Bevölkerung abzubauen haben die Landesregierungen die Verantwortung, ihre Öffentlichkeitsarbeit weiter auszubauen und Informationen über Vorkommen, Tötungen und Nutztierrisse zeitnah der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.
Ein Idealzustand aus Sicht des NABU wär eine bundesweite Einrichtung, die Bestands-zahlen der Wolfsvorkommen sammelt und durch fachliche Beratung zur Harmoniesierung der Managementpläne in den einzelnen Bundesländern beiträgt.
Der NABU selbst leistet mit seinem Netzwerk von über 400 ehrenamtlichen Wolfsbotschaftern und Projekten der einzelnen NABU-Landesverbände vielerorts bereits Aufklä-rungsarbeit zum Wolf.

Impressum: © 2014, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. Charitéstraße 3, 10117 Berlin, www.NABU.de. Text: Moritz Klose, Foto: Uwe Anders, 04/2014

Anlässlich des Tages des Wolfes am 30.4.2014 und der Hintergründe zum Wolfsmanagement in den einzelnen Bundesländern können wir Schaefer dazu sagen:

der Wolf wird kommen oder ist schon da, und niemand wird gefragt, ob es ihm passt, dass eine geschützte Art zurückkehrt. Wohl aber stellt sich die Frage, wie die Gesellschaft mit den Folgen umgeht, die diese Rückkehr mit sich bringt- und da möchten die Schäfer, dass Schäden, die im.Zusammenhang mit dem Wolf an ihren Schafen entstehen, angemessen bearbeitet und entschädigt werden. NRW liegt weit hinten in der Aufstellung erfolgreichen Managements- wir wünschen uns ein Konzept, orientiert am Vorbild Sachsens.
Eine Vorstellung dieses nachahmenswerten Konzeptes erfolgte kürzlich in Arnsberg bei einem weithin beachteten Workshop zum Thema, veranstaltet vom Landesbetrieb Wald und Holz
(als hervorragendem Öffentlichkeitsarbeiter zum Thema) mit dem Landesschafzuchtverband als Vertreter der vermutlich am meisten betroffenen Gruppe.
Wenn sich die Schäfer aus der Fläche zurückzoegen, wäre das besonders fatal für die vielen geschützten Arten in den von Schafen beweideten Gebieten.
Wir brauchen einen ganzheitlichen Ansatz für Artenschutz und Schafwirtschaft - inhaltlich ohnehin nicht zu trennen- für intelligente Prävention und Entschädigung,
mit Bewirtschaftern,   Förstern als Kommunikatoren, Wissenschaftlern zur Begutachtung und einem Verwaltungsbereich, der sein Ressort zeitnah bearbeiten.
Dann können alle weitgehend konfliktarm leben...in Sachsen geht das schließlich auch.

Weitere Information unter www.wolf.nrw.de  oder www.schaeferei-humpert.de

Im Zuge des NRW- Workshops "was tun wenn der Wolf kommt" sind viele spannende Dinge ans Laufen gekommen - in allererster Linie eine hervorragende Zusammenarbeit mit den Förstern in NRW, aber auch viele Denkanstöße in Sachen Politik, endlich die Beantragung eines ersten von vielen notwendigen Wolfnotfallkits - vorgeschlagen und ausgearbeitet vomn Schafzuchtverband, offiziell beantragt über die Biologische Station im Sauerland und aktuell in der Warteschleife beim Ministerium - und vieles mehr.

Ein sehr interessanter Film zum Thema:
http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-owl/owl-natur/videoowlnaturmitdenaugendeswolfes100_size-L.html?autostart=true#banner


Im Rahmen des Workshops (siehe "Nachlese") entstand auch ein interessantes Interview mit Markus Bathen- lesen Sie selbst:

Vor knapp vier Jahren war ein Wolf erstmals nachweislich in NRW. Im Borgentreich im Kreis Höxter fanden sich an einem gerissenen Schaf Spuren von einem Wolf. Seinerzeit war es nur ein kurzer Besuch. Aber für den Naturschutzbund (NABU) ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Wölfe im Bergischen Land oder in der Eifel dauerhaft auftauchen. Doch die Rückkehr der Wölfe ist umstritten, vor allem Schäfer und Jäger fürchten das Raubtier. "Im Wald und auf der Weide - was tun, wenn der Wolf kommt?", heißt der Workshop, den der Schafzuchtverband NRW gemeinsam mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW am Dienstag (11.02.2014) in Arnsberg veranstaltet. Mit dabei ist Markus Bathen, Experte für Wölfe vom Naturschutzbund (NABU).
WDR 5: Sie sind in NRW, um beim Schafzuchtverband für die Wölfe zu werben. Was sind die Befürchtungen der Schäfer?
Markus Bathen: Viele Schäfer haben Existenzangst. Die Schäfer sind unter den Landwirten eine Randgruppe, der es sowieso finanziell nicht sehr gut geht. Und wenn jetzt noch der Wolf kommt und in die Produktion eingreift, fürchten viele, dass sie das nicht überstehen. Deshalb sind die Förderprogramme, die die Wolfsbundesländer wie Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aufgelegt haben, auch ein ganz wichtiges Vorbild für Nordrhein-Westfalen. Es ist leider so, dass der Wolf nicht weiß, dass er Rehe fressen darf, Schafe aber nicht.
WDR 5: Und sie werden ihm das wahrscheinlich auch nicht beibringen können.
Bathen: Doch. Wir können den Wolf mit Zäunen oder Herdenschutzhunden erziehen. Wenn der Wolf einen Stromschlag bekommt, wenn er unter einen Zaun hindurchkriecht, lernt das Tier, dass die Schafe für ihn nicht zu erreichen sind. Der Wolf ist ein sehr anpassungsfähig und damit auch ein lernfähiges Tier. Wenn man ihn das Schaf anbietet, wird er es auch nutzen. Aber wenn man es ihm verleidet, dann lernt er auch, dass es nicht funktioniert. Und zum Glück ist der Wald voll Wild, sodass sich der Wolf dort satt fressen kann.
WDR 5: Sie sagen aus ökologischer Sicht sei es wichtig, dass der Wolf da ist. Warum?
Bathen: Ökosysteme funktionieren am besten, wenn sie komplett sind. Der Wolf ist eines der größten Beutegreifer, die wir haben. Er ist ein sogenannter Gesundheitspolizist, weil er sich vor allem die kranken und schwachen Tiere nimmt. Damit unterstützt er die Selektion der Beutetiere und die Überlebenden haben eine bessere Position. Der Wolf optimiert die Beutetierbestände, macht diese gesünder - im darwinschen Sinne.
WDR 5: Das wird wahrscheinlich nicht den Jägern gefallen, die ihre Wildschweine und Rehe selbst erschießen wollen.
Bathen: Das stimmt. Mit den Landwirten ist es eine sachliche Debatte, wenn sie merken, dass ihre Existenz nicht vom Wolf bedroht wird. Das geschieht mit den Förderprogrammen, die beispielsweise für vom Wolf gerissene Tiere Entschädigung vorsehen. Für manche Jäger ist der Wolf dagegen eine Wertediskussion mit der Frage, wem das Wild gehört. Ich bin selbst Jäger, habe mich aber immer in einer Gastrolle gesehen. Ich darf etwas vom Überfluss, den die Natur bietet, nutzen. Wenn der Wolf nun diesen natürlichen Überfluss ein wenig kleiner macht, dann kann ich mich nur freuen. Meine Aufgabe als Jäger wird dadurch doch nicht gefährdet.
WDR 5: Aber Sie glauben jetzt nicht, dass die Wolfsbestände hier in NRW so stabil werden, dass der Wolf dann in unseren Wäldern aufräumt und den heutigen Überschuss an Rehen und Wildschweinen beseitigt?
Bathen: Das zeichnet sich beispielsweise bei uns in der Lausitz überhaupt nicht ab. Der Wolf senkt nicht die Wildbestände deutlich ab. Dafür ist einfach zu viel Wild da. Das enttäuscht manchen Förster, weil sie gehofft hatten, dass der Wolf die Forstproduktion verbessern kann. Weil beispielsweise nicht mehr so viele kleine Bäume abgefressen werden. Aber es beruhigt auch manchen Jäger, der nun sieht, dass er weiter jagen kann.
WDR 5: Wie sieht die Rückkehr des Wolfs praktisch aus? Wie beschließt das Tier, dass NRW zu seiner neuen Heimat wird?
Bathen: Das Rudel ist eine Familie. Die Eltern dulden ihren Nachwuchs so lange, wie er sich noch nicht fortpflanzen will. Im Alter von zwei Jahren, wenn der Wolf geschlechtsreif wird, verlässt er sein Rudel. Da gibt es dann zwei Gruppen. Die einen bleiben in der Nachbarschaft der Eltern und finden dort ein Revier. Die anderen laufen sehr weit weg.
WDR 5: Warum laufen sie so weit? Aus Verzweiflung?
Bathen: Nein, Wölfe laufen sowieso sehr viel. Innerhalb ihres Reviers rennen sie rund 40 Kilometer pro Nacht, also jede Nacht einen Marathon. Wenn die Wölfe nun dieses Laufpotenzial in eine Richtung bringen, kommen sie sehr weit. In der Lausitz werden derzeit noch einzelne Wölfe mit Sendern versehen und man kann verfolgen, wo die Tiere hinwandern. Ein Wolf ist in 159 Tagen 1.500 Kilometer bis Weißrussland gelaufen.
WDR 5: Ist der Wolf dort geblieben?
Bathen: Das weiß man nicht, weil irgendwann die Batterie des Senders aufgibt und man dann den Wolf nicht mehr verfolgen kann. Aber wenn man diese Strecke nun als Zirkel nimmt und man annimmt, dieser Wolf wäre nicht nach Osten, sondern nach Westen gerannt, dann stände er am Ärmelkanal. Und der Wolf, der 2012 im Westerwald illegal geschossen wurde, war ein Wolf aus dem Piemont. Er ist von Italien bis in den Westerwald gelaufen.
WDR 5: Aber wenn der Wolf in NRW angekommen ist und es ihm gut gefällt, fehlt immer noch das Weibchen.
Bathen: Das ist dann der zweite große Zeitfaktor. Je weiter ein Wolf von seiner Quellpopulation weg ist, desto länger braucht es, bis zwei Tiere zusammenkommen. Aber sowohl Männchen als auch Weibchen laufen weit. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sich finden. So wie wir jetzt in der Lüneburger Heide Rudel haben, die weit weg von ihrem Quellbestand sind.

Das Interview führte Jürgen Wiebicke in Neugier genügt am 11.02.2014
Redaktion: Gesa 
Rünker 

http://www.wdr5.de/sendungen/neugiergenuegt/freiflaeche/woelfe136.html



www.badische-zeitung.de/freiburg/ 

wenn der wolf kommt

Schäfer aus dem Land wollen von Kollegen in Sachsen erfahren, wie sie ihre Tiere schützen können.

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Der sächsische Schäfer Frank Neumann (rechts) mit dem Waldkircher Michael Glock vom Naturschutzbund und den beiden Herdenschutzhunden Ben und Carlos auf seiner Weide in der Lausitz. Foto: Christian Kramber


Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf im Südwesten auftauchen wird. Das weiß auch Reinhold Bischler. Der 58-Jährige mit dem dichten Bart und den kräftigen Armen betreibt in Fußbach, einem Ortsteil von Gengenbach im Kinzigtal, seit 30 Jahren im Nebenerwerb seine Schäferei. Als Einziger im Ort. 200 Mutterschafe, Schwarzkopf-Merinos, hat er in seiner Herde, dazu 15 Ziegen. Bischler steht oberhalb von Fußbach und zeigt rundherum auf die grünen Wiesen, die sich von den Häusern bis zum Wald erstrecken. Überall dort weiden seine Tiere. "Und jetzt sagen Sie mir: Wie soll ich hier meine Schafe vor dem Wolf schützen? Ich kann doch nicht an fünf Orten gleichzeitig sein!" Mit einem guten Dutzend Schäferkollegen aus dem Württembergischen ist er deshalb auf Einladung des Landesschafzuchtverbandes und des Naturschutzbundes Baden-Württemberg dort hingefahren, wo es die Wölfe schon gibt: in der Lausitz. Er will sich darüber zu informieren, ob und wie er seine Schafe schützen kann.

Frank Neumann ist Schäfer wie Reinhold Bischler, seine Weiden liegen aber 730 Kilometer vom Kinzigtal weg, nördlich von Cottbus an der polnischen Grenze. Der 66-Jährige ist einer wie der Fußbacher, ein bisschen knorrig und trocken, keiner, der um den Brei herumredet. "Wir Schäfer können den Wolf nicht verhindern. Wir müssen mit ihm leben, ob wir ihn nun lieben oder nicht." Neumann ist seit 1962 Schäfer, er hat 720 Mutterschafe, die auf 130 Hektar Weidefläche leben. Drumherum leben fünf Wolfsrudel. Der Sachse hat gelernt, mit dem Wolf zu leben.

Seine erste Begegnung war bitter: 1998 gab es die ersten drei Angriffe auf seine Herde. Neun Schafe wurden getötet. Dann war vorübergehend Ruhe – bis zum 3. September 2002. Frühmorgens hatte Frank Neumann einen Anruf bekommen. Als er zur Weide kam, hatten vier junge Wölfe, wie sich später herausstellte, 27 Mutterschafe getötet. Der Fall ging durch die Medien, manche Schlagzeile schürte althergebrachte Ängste. Dabei sind Schafe und andere Nutztiere nicht einmal die Hauptbeute des Wolfes. Auf ein Prozent wird ihr Anteil an der Nahrung geschätzt, Hauptbeutetiere des Wolfes sind Rehe oder Wildschweine. Frank Neumann hatte das Pech, der erste Schäfer zu sein, der vom Wolf betroffen war. Im Nachhinein war es ein Glücksfall für ihn. Denn er bekam schnell Unterstützung, erst von einem Freundeskreis Wolf, dann von den ersten Spezialisten der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe. Die Frage, um die sich alles drehte, war nicht "Wie vertreibe ich den Wolf?", sondern "Wie schütze ich die Schafe vor dem Wolf?" Elektrozäune waren die ersten probaten Mittel. Und dann kam Anton, ein weißer Pyrenäenberghund, den der Schäfer in der Schweiz gekauft hat. Anton ist ein Herdenschutzhund, der – anders als die Hütehunde, die die Herde zusammenhalten und lenken – dazu da ist, die Schafe zu schützen. Er ist Bestandteil der Herde, lebt Tag und Nacht bei ihr.

Ben und Carlos, Nachkommen von Anton, liegen dösend neben der Schafherde, als sich Frank Neumann mit seinen Besuchern aus dem Südwesten der Koppel nähert. Sofort sind die beiden Hunde hellwach und bellen die Unbekannten an, bis sie sich sicher sind, dass keine Gefahr von ihnen ausgeht. Genauso funktioniert es mit den Wölfen. "Die Wölfe sind Schisshasen, die verziehen sich sofort", sagt Neumann.

Reinhold Bischler hat selbst einen Herdenschutzhund, einen türkischen Kangal, 75 Kilogramm schwer dürfte er sein, das Schultermaß beträgt rund 80 Zentimeter. Aslan bewacht im Stall im Sommer die Lämmer und die trächtigen Mutterschafe, im Winter die gesamte Herde. Seit er da ist, gibt es keine zweibeinigen Räuber mehr, mehrere 1000 Euro Schaden hat Bischler nach eigenen Angaben durch Diebstähle erlitten: "Der Hund hat sich sein Essen bis zum Tod schon verdient." Trotz seiner guten Erfahrungen hat Reinhold Bischler Zweifel, ob Herdenschutzhunde im Schwarzwald generell eine Lösung sind. "Wir sind doch ganz anders strukturiert als in der Lausitz." Im Osten die weiten ebenen Flächen mit der geringen Besiedelung, hier der Schwarzwald mit seiner größeren Bevölkerungsdichte, den vielen Straßen, dem Tourismus mit Wanderern und Mountainbikern. Bischler zeigt dabei auf sein Heimatdorf herunter, wo der Wald und die Weiden bis unmittelbar an die Häuser reichen.

Und dann sind da noch die Kosten. Fünf Herdenschutzhunde bräuchte Bischler, um seine Herde auf der Weide zu schützen, das macht schon einmal bis zu 5000 Euro. Dazu fünfmal Essen am Tag, Tierarzt und je nach Gemeinde Hundesteuer – da kommen gut noch einmal an die 6000 Euro pro Jahr zusammen. "Wir brauchen die Unterstützung des Landes", fordert Reinhold Bischler deshalb.

Das ist genau der Punkt, an dem Anette Wohlfahrt einhakt. Die blondgelockte Schwäbin aus einer alten Schäfer-Familie vertritt als Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbandes etwa 1400 Schafhalter mit 20 und mehr Schafen, davon 180 hauptberufliche und 20 Wanderschäfer. Baden-Württemberg ist mit rund 178 000 Tieren hinter Bayern die Nummer zwei in Deutschland, die Tendenz ist allerdings stark sinkend. Ein Grund, warum sich Verband und Mitglieder so vehement gegen den Wolf wehren. Auf dem vorbereiteten, schriftlichen Statement steht ganz unten als letzter Satz, fett gedruckt: "Wir Schäfer wollen den Wolf nicht."

Anette Wohlfahrt weiß aber nur zu gut, dass sie und die Schäfer ihn nicht verhindern können, dass sie sich vielmehr mit ihm arrangieren müssen. Ihr geht es darum, die Situation ihre Klientel nicht noch zu verschlechtern. "Die Rahmenbedingungen werden jetzt schon nicht besser", betont sie, "die Entlohnung nimmt ab und die Bürokratie zu. Viele Betriebe finden keinen Nachfolger. Und jetzt kommt auch noch der Wolf." Wohlfahrt fordert Fairness ein: "Die Gesellschaft will den Wolf, aber dann darf sie die Schäfer nicht im Stich lassen." Das heißt: Entschädigung für die Mehrarbeit, Unterstützung bei der Anschaffung von Herdenschutzhunden und neuen Zäunen, der finanzielle Ersatz für gerissene Tiere, auch der Ausgleich von Folgeschäden.

Unterstützung gibt es vom Naturschutzbund Baden-Württemberg, der sich früh mit seiner Kampagne "Willkommen Wolf" positioniert, aber auch erkannt hat, dass er dazu Schaf-, Ziegen- und andere Nutztierhalter ins Boot bekommen muss. "Der Naturschutzbund steht wie eine Eins hinter den Schäfern", erklärte der Landesvorsitzende Andre Baumann in der Lausitz, "es ist eine Quadratur des Kreises, aber wir hoffen, dass wir es hinkriegen." Der Verband versucht Druck auf die Politik auszuüben, hat Veranstaltungen mit und für die Schäfer organisiert – wie auch die in der Lausitz – und sich früh um das Thema Herdenschutz gekümmert. "Es geht nicht darum, aus den Schäfern Wolfsfreunde zu machen", sagt Michael Glock aus Waldkirch, der zusammen mit der Freiburgerin Sarah Schulz als Nabu-Wolfsbeauftragter fungiert, "sondern die Zuwanderung des Wolfes für die Schäfer verträglich zu machen."

Die Sache mit den Herdenschutzhunden hat Anette Wohlfahrt auch nach dem Besuch in der Lausitz noch nicht vollends überzeugt, die Strukturen wie in Sachsen würde sie sich aber hierzulande wünschen: "Das ist eine Super-Steilvorlage für Baden-Württemberg." Noch ist man im Land aber nicht so weit. Es gibt zwar eine Arbeitsgemeinschaft, in der Politiker, Wissenschaftler, Naturschutzverbände, Jäger und Nutztierhalter zusammenarbeiten, aber noch ist der Handlungsleitfaden, der alle Schritte regelt, wenn der Wolf kommt, vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz nicht verabschiedet, noch gibt es keinen Ansprechpartner im Ministerium. "Das Land muss jetzt endlich reagieren", fordert Michael Glock, "wenn der Wolf erst da ist, dann haben wir ein Problem."
Reinhold Bischler will sich auf jeden Fall vom Wolf nicht von der Schäferei abbringen lassen, auch wenn er schon einmal ans Aufhören gedacht hat: "Aber dafür hänge ich zu sehr daran."


HINTERGRUND
Der Wolf vor der Tür

Erst Anfang November sind im Land wieder Bilder aufgetaucht, die ein wolfsähnliches Tier zeigen. Aufgenommen hatte sie ein Privatmann in Nord-Württemberg. Wahrscheinlich ist es kein Wolf. "Es gibt keinen konkreten Verdacht", sagt Micha Herdtfelder, der bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt des Landes mit Sitz in Freiburg für das Monitoring – also die Erfassung und Bewertung von Wolfssichtungen und -spuren – zuständig ist. Seit vor drei Jahren dieses Monitoring eingerichtet wurde, gab es rund 60 Wolfsmeldungen für Baden-Württemberg – bei 20 konnte Herdtfelder definitiv einen Wolf ausschließen, bei den anderen nicht hundertprozentig. Das bedeutet nicht, dass nicht schon ein Exemplar des scheuen Wildtiers irgendwo zwischen Hotzenwald, Bodensee, Schwarzwald und Schwäbischer Alb ein Revier gefunden hat: "Vielleicht ist schon einer da, und wir wissen es nicht", sagt der 35-jährige Wildtierökologe, "es ist eher ein Zufall, dass wir in Baden-Württemberg noch keinen Wolf hatten. Wir müssen damit rechnen, dass jederzeit ein Einzeltier bei uns auftaucht." Nachdem der Wolf in den vergangenen Jahrhunderten in vielen Ländern ausgerottet war, leben heute wieder rund 20 000 Tiere in Europa, vor allem in Spanien, Frankreich, Italien, in Ost- und Südosteuropa und in Skandinavien. Auch Deutschland war Mitte des 19. Jahrhunderts nahezu wolfsfrei. Im Jahr 1990 wurde der Wolf unter Schutz gestellt, seither steigt die Population wieder an. 1996 gab es die erste Wolfssichtung in Sachsen, 2000 konnte dort ein Paar erstmals Welpen aufziehen und heute leben 14 Wolfsrudel und -paare in der Lausitz. In Deutschland gibt es aktuell 25 nachgewiesene Rudel oder Paare und dazu vier Einzeltiere. Baden-Württemberg am nächsten ist das Wolfsrudel in den Vogesen, westlich von Colmar. Im nordwestlich der schweizerischen Stadt Chur gelegenen Gebirgsstock Calanda lebt ein Wolfsrudel, das im zweiten Jahr hintereinander Junge geboren hat. Alle diese Wölfe stammen von italienischen Vorfahren ab, die 1992 aus dem Apennin Richtung Norden gewandert waren und sich in den französischen Seealpen angesiedelt haben. Etwa 400 Tiere leben dort heute. Von den Seealpen breiteten sich die Tiere in die Schweiz und nach Frankreich aus.

Weitere Informationen unter http://www.wolfsregion-lausitz.de/ und http://mehr.bz/nabuwolf 


Sachsen-Anhalt: WWF stellt Notfallsets bereit
22.1.2014 - Magdeburg, Berlin:

Der WWF und das Land Sachsen-Anhalt stellen Nutztierhaltern jetzt kostenlose Notfallsets zur Sicherung ihrer Herden vor Wölfen zur Verfügung. Ziel ist es, die Rückkehr der Wölfe möglichst konfliktarm zu gestalten. Mit verschiedenen Zaunmaterialien wie zusätzlichen Weidenetzen, Flatterbändern und Zubehör für Elektrozäune können die Halter ihre Tiere nach einem Wolfsübergriff schnell mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen sichern. Der WWF will betroffenen Landwirten mit dem Notfallset helfen, weitere Verluste in den Nächten nach einem Übergriff zu vermeiden.
Nur durch einen effizienten Herdenschutz lassen sich Konflikte mit Wölfen langfristig vermeiden. Geeignete Schutzmaßnahmen sind zudem notwendig, um im Fall, dass tatsächlich ein Wolf ein Tier reißt eine Entschädigung bekommen zu können. „Wenn ein Wolf einmal eine Schwachstelle im Zaun gefunden hat, besteht die Gefahr, dass es zu einem erneuten Übergriff kommt, sagt Yvette Krummheuer, Leiterin des WWF-Wolfprojekts in Sachsen-Anhalt. Um dies zu vermeiden, unterstütze man die Tierhalter.
Das Zaunmaterial der Notfallsets, konnte bereits eingesetzt werden. Aktuell wurde einem Schäfereibetrieb nahe Zerbst, im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, nach einem Übergriff auf seine Herde geholfen, seine Zäunung wolfssicher aufzurüsten. Es wurde mit Hilfe eines hauptamtlichen Mitarbeiters, sowie zwei im Bundesfreiwilligendienst tätigen Mitarbeitern des NABU zusätzliches Flatterband sowie ein so genannter Lappzaun angebracht.
Die Notfallsets sind an drei Standorten in Sachsen-Anhalt gelagert:
1. Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Iden, Landkreis Stendal, Iden
2. NABU Ortsgruppe Barleben, Landkreis Börde, Wolmirstedt
3. Naturpark-Verein Dübener Heide e.V., Regionale Wirbeltierarten – Kontaktstelle, Landkreis Wittenberg, Tornau
Betroffene können sich für weitere Informationen an die Landesreferenzstelle Wolfsschutz oder das WWF-Projektbüro Wolf wenden, um den geeigneten Einsatz der Notfallmaterialien zu besprechen.

KONTAKT
Yvette Krummheuer
WWF Projektbüro Wolf Sachsen-Anhalt
Mobil: 0151 18854912
yvette.krummheuer(at)wwf.de
(SKn)


NABU: Wölfe erregen die Gemüter

Land muss den Wolfschutz verbessern und zügig einen Wolf-Managementplan erstellen Düsseldorf – Bestätigte Wolfssichtungen rund um NRW und Wolfsverdachtsfälle in Nordrhein-Westfalen häufen sich in den letzten Monaten. Zu letzteren zählt aus Sicht des NABU auch das gestern in Lippe gefilmte Tier. „Fellfärbung und Verhalten bei diesem jüngsten Wolfsverdachtsfall deuten eindeutig daraufhin, dass es sich um einen Hund handelt", sagte Markus Bathen , Wolfs-Experte des NABU. Auch wenn es diesmal noch kein Wolf sei, zeige die Aufmerksamkeit, die solchen Verdachtsfällen zu Teil werde aber deutlich, dass das Thema Wolf und die mögliche Rückkehr der Tiere nach NRW die Menschen beschäftige. „Deshalb muss das Land nun aktiv werden, um die Rückkehr des Wolfes nach Nordrhein-Westfalen abzusichern", so Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Denn der Verdacht läge nach wie vor nah, dass Wölfe seit einem ersten Besuch in 2009 im Kreis Höxter bereits mehrfach nordrhein-westfälisches Terrain gestreift haben. Dafür sprächen die zunehmenden Meldungen bestätigter Wölfe rund um Nordrhein-Westfalen: Drei Wolfsrudel in Niedersachsen, der Abschuss des rheinland-pfälzischen Wolfes im April und erst kürzlich die Meldung eines überfahrenen Wolfes in den Niederlanden. Die Rückkehr des Wolfes nach Nordrhein-Westfalen stünde unmittelbar bevor und damit auch die Hoffnung auf ein erstes eigenes Wolfsrudel. „Die Zeit ist reif, nun einen Wolfs-Managmentplan für NRW zu erstellen", appellierte Tumbrinck an die Landesregierung. Dieser sei wichtig, um die Ausbreitung des Wolfes zu dokumentieren, den Schutz von Haustieren und einen möglichen Schadensausgleich zu regeln und insbesondere die Öffentlichkeit über das Leben mit Wölfen zu informieren. Nur so ließe sich die notwendige Akzeptanz für die Rückkehr des Wolfes schaffen. „Bei der anstehenden großen Novellierung des Landesjagdgesetzes muss zudem der Schutz des Wolfes durch ein Verbot des Hundeabschusses verbessert werden", so Tumbrinck. Jedes Jahr würden in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 100 wildernde Hunde geschossen. Allein um die Möglichkeit auszuschließen, sich zukünftig als Jäger noch mit einer ´Verwechslung´ aus der Affäre ziehen zu können, sei dies notwendig. An die Jäger appellierte der NABU-Vorsitzende im Zweifel den ´Finger gerade sein zu lassen´.

Für Rückfragen: Josef Tumbrinck, Vorsitzender NABU NRW, mobil: 0171 38 67 379 Helmut Brücher , Sprecher NABU-Fachausschuss Jagd und Naturschutz, mobil: 0172 31 40 992 Markus Bathen , NABU-Wolfsexperte, mobil: 0172-6453537
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NABU NRW Birgit Königs (Pressesprecherin) Völklinger Straße 7-9 40219 Düsseldorf Tel: 0211/15 92 51-14 Fax: 0211/15 92 51-15 Mail: B.Koenigs@NABU-NRW.de


 
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